Vielschichtig und durchaus eines zweiten Blicks wert

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beelzebabe Avatar

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Eiseskälte in Kirgisistan, die Leiche einer Frau mit geöffnetem Unterleib, in dem sich ein fremder Fötus findet, liegt im Schnee. Der erzählende Protagonist ist ein mit dem Fall betrauter Inspektor, der Einblicke in die Armut und Trostlosigkeit seines Landes gewährt. Eine Atmosphäre der Resignation lässt sich erahnen, ein armes Land mit wenig Perspektive für seine Bewohner. Der Inspektor hat kürzlich seine Frau durch Krebs verloren. Auch hier zeigt sich in der Erzählweise die Hoffnungslosigkeit und Resignation der Hauptfigur. Und doch ist ihm das Leben, das Dasein, sein Land nicht egal: "Vielleicht bin ich ein Idiot, weil ich Verantwortung für Menschen
übernehme, die ich nie im Leben gekannt habe und die mir ihr Geheimnis erst im Tod offenbaren..."
Schon auf den ersten Seiten offenbart sich hier eine Geschichte auf vielen Ebenen, da ist die Tote, in deren Unterleib der Fötus einer anderen Frau gefunden wird, da ist das Land, seine Bevölkerung, die Armut, die Drogenproblematik, da ist das persönliche Schicksal des Protagonisten.
Gerade weil mir diese Region der Welt so fremd ist, fand ich die Leseprobe durchaus inspirierend, diesen Roman weiterzulesen. Stilistisch leider etwas wackelig, was aber auch an der Übersetzung liegen mag. Dennoch wird der Erzählstil der Kargheit Kirgisistans, die der Erzähler empfindet, gerecht. Für mich sicher nicht die Lesekost der ersten Wahl, aber auf jeden Fall würde ich gern weiterlesen.