Absolut lesenswert

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wallerie0 Avatar

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Schnee, Eis, Kälte. Die raue Natur legt sich nicht nur im Winter über die Städte und deren Bewohner. Sie ist auch in ihren Herzen verankert. Bischkek. Kirgisistan. Hier gehen die Uhren anders. Trotz des geschichtlichen Wandels fühlt man sich in die alten Sowjet-Zeiten zurück versetzt. Spartanische Verhältnisse, düster und unerquicklich. Jeder ist sich selbst der nächste. Gewalt und Kälte schier überall und allgegenwärtig. Befremdlich anmutend und doch so realistisch geschildert. Das Leben eines jeden ist von Entbehrungen und daraus resultierender Verrohung gekennzeichnet. Härte, Brutalität und Desillusioniertheit prägen das Leben, den Alltag eines jeden. Orte, an denen man nicht sein will, Geschehnisse, die schwer zu ertragen sind. Schläger, Selbstgebrannter, Korruption, Rotlicht. Keine wahre Sicherheit, für niemanden. Vor diesem für den Leser bizarren Hintergrund entspinnt sich ein grauenhafter Kriminalfall, eine prominent besetzte Intrige und ein beeindruckendes Leben. Es ist Inspektor Borubaew selbst, der uns die Geschehnisse berichtet. Die Handlung setzt mit dem Fund einer grausam verstümmelten Frauenleiche ein. In ihrem ausgeweideten Unterleib befindet sich ein Fötus, der zuvor einer anderen bestialischen ermordeten Frau aus dem Leib gerissen wurde. Bei einer der Frauen handelt es sich um die Tochter eines hochrangigen Funktionärs. Borubaew soll den Fall so schnell wie möglich lösen – allein und vor allem diskret. Ein derber und ungeschönt gezeichneter Kriminalfall vor der Kulisse spätrussischer Machtstrukturen, ermittelt von einem, der schon viel gesehen und ebenso viel erlebt hat. Er kann niemandem trauen. Doch er hat nichts zu verlieren. Weitermachen ist seine Devise. Was soll man auch sonst tun? Ein absolut lesenswerter Thriller, der nicht nur einen Blick auf sondern mitten Hinein gewährt, in eine Gesellschaft, die man sich als Mitteleuropäer nur noch schwer vorstellen kann.