Korruption und Gewalt

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meldsebjon Avatar

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Erst einmal muss man in eine völlig fremde Welt eintauchen. Kirgisistan und Usbekistan waren bisher so gar nicht auf meiner literarischen Landkarte erschienen und allein wegen dieser fremden Welt lohnt sich das Lesen dieses Buches.
Ein Mord ist geschehen, der gleich zu einem zweiten führt und bald zu einer ganzen Serie. Weil ein Opfer die Tochter eines hohen Staatsbeamten ist, übt dieser gleich Druck auf den ermittelnden Beamten, Inspektor Borubaew, aus. Ihm ist zwar die Überführung des Täters wichtig, der kirgisischen Gerichtsbarkeit aber will er diesen keineswegs überlassen. Inspektor Borubaew ermittelt also, gerät immer tiefer in den Dschungel aus Korruption, Prostitution und Verbrechen hinein, untersucht mögliche politische Hintergründe und deckt am Ende trotz aller widrigen Umstände, alles auf. Von einem Happy End kann aber keine Rede sein, zu viele Menschen bleiben auf der Strecke.
Der Inspektor selbst hat gerade seine krebskranke Frau verloren, an die er ständig erinnert wird und die sich immer wieder in seine Träume drängt. So nah ihm dieser persönlich erlittene Verlust geht, so wenig ist er beeindruckt von den vielen Toten, die im Laufe seiner Ermittlungen quasi am Fließband produziert werden.
Die Krimihandlung ist spannend erzählt und logisch aufgebaut, das Buch also durchaus spannend zu lesen. Wer zu zart besaitet ist, darf keine Thriller lesen, Grausamkeiten werden dort immer geschildert. Für meinen Geschmack hat die Gewalt hier aber eine neue Dimension erreicht. All diese Kriminalität und Brutalität wird einfach so hingenommen, niemand ist entsetzt und niemand scheint sich gegen die ganzen Machenschaften der kriminellen "Bruderschaften" zu wehren. Unser Inspektor gibt sich zwar Mühe diesen Fall aufzuklären, nimmt aber dabei entstehende andere Todesopfer ziemlich fatalistisch hin. Deshalb kann ich trotz aller unzweifelhaft vorhandenen Qualitäten nicht mehr als vier Sterne vergeben.