Spannend erzählt, aber es war halt doch auch ein üblicher Thriller-plot...

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laberlili Avatar

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Auch der neunte Band der Hunter-Reihe ließe sich ganz gut lesen, wenn man zuvor noch keinen anderen Teil der Reihe kannte oder „Leselücken“ im Reihenverlauf hätte; so habe ich selbst zwischendrin auch mal einen Band ausgelassen, ohne nun über offensichtliche Hintergrundwissenslücken zu stolpern. Lediglich das allerletzte Kapitel, das vermutlich (hoffentlich!) einen fließenden Übergang in den nachfolgenden Band bieten soll, könnte es von minimalem Vorteil sein, zumindest „Die stille Bestie“, den sechsten Band der Reihe, zu kennen; von weitaus größerem Vorteil wird es jedoch wohl sein, den zu kennen, ehe man einen entsprechenden Nachfolgeband lesen wird. Prinzipiell muss man, um „Blutrausch“ (wobei im Buch selbst eigentlich nur ein Mord beschrieben wird, den man auf gewisse Weise als „Blutrausch“ bezeichnen könnte; der deutsche Titel klingt sehr viel mehr nach wildem Gemetzel, das es so aber gar nicht gibt) lesen und verstehen zu können, noch nichts Anderes aus dieser Buchreihe kennen.

„Blutrausch – Er muss töten“ fand ich nun einen sehr gelungenen Thriller; dieses eBook zu lesen hat mir sehr großen Spaß gemacht und ich habe auch kaum mal pausieren mögen, weil die Geschichte mich so einsog und ich häufig dachte: „Ach komm, ein Kapitel liest du nun noch; so lang sind die ja eh nicht“, bis ich doch vier, fünf, sechs weitere Kapitel gelesen hatte, ehe ich den Kindle tatsächlich mal zur Seite legte.
Dabei ist die Handlung sogar eher thrillertypisch; was für mich hier einmal mehr den ganz großen Reiz ausmachte, war der mit Wechseln der Perspektive verbundene Erzählstil; mal wurde von der Ermittlungsarbeit berichtet, dann gab es kurze Ausflüge in Hunters Privatleben (der übrigens in diesem Band generell eher kurz kam und als „Reihen-Hauptfigur“ kaum auszumachen war), plötzlich schwenkte man zum Täter und mit einem Male wurde von einer Unbekannten erzählt, hinter der man ein mutmaßliches Opfer vermuten konnte… da blieb ich einfach stets neugierig auf die Verbindungen, auf die Fortsetzung des entsprechenden Strangs: Würden die Ermittler nun bei ihrer Arbeit einen Durchbruch erzielen, wäre diese Person nun das letzte Opfer, würde tatsächlich jetzt dieser eine Mensch getötet werden oder würde diese Figur nur ein Ablenkungsmanöver Chris Carters sein…? Wäre die Handlung einfach nur geradeaus herunter erzählt worden, hätte sich meiner Meinung nach nicht mehr als ein durchschnittlicher Spannungsroman aus ihr ergeben, zumal ich den ganz großen „Oh meine Güte, wir haben das völlig falsch verstanden!“-Moment bei der zweiten gefundenen Leiche in der Kombination von Inszenierung/Spruch schon recht hervorstechend fand und mich ab da regelmäßig fragte, warum das noch keinem aufgefallen zu sein schien.

Insgesamt blieb „Blutrausch“ aber ein fesselnder, weil einfach toll geschriebener, Thriller, der mich keinesfalls enttäuschte – aber eben auch nicht der ganz große Wurf mit allzu überraschenden Enthüllungen und Wendungen war.