Ein Buch voller Wahnsinn

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ada2011 Avatar

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Nur ein Wahnsinniger kann sich so eine Geschichte ausdenken, waren meine ersten Gedanken, nachdem ich nach 4 Tagen dieses 608 Seiten starke Werk von Jean-Christophe Grangé verschlungen hatte, begeistert, abgestoßen, fasziniert.
Bislang kannte ich nur die Filme nach den Romanen von Jean-Christophe Grangé, die man hier im Fernsehen gezeigt hatte. Diese waren schon hart und deshalb dachte ich, lies den Autor doch einfach mal! Die Leseprobe fand ich so stark, dass ich mich auf dieses Experiment einließ.
Zugegeben, mit den französischen Namen der Straßen, Plätze und Orte hatte ich auch so meine Probleme, aber das kann man auch als weniger wichtig betrachten. Die Namen der drei Hauptprotagonisten sind Hervé, Mersch und Nicole. Das bekommt man nun wirklich hin.
Bereits in der Leseprobe war ich fasziniert von der Beschreibung der Studentenunruhen 1968 in Paris. Woraus diese entstanden, fand ich spannend. Ich gehe einfach davon aus, dass der Autor hier genauso intensiv recherchiert hat, wie für den Rest des Buches auch. Ich konnte diesen Dominoeffekt absolut verstehen. Soviel zu Revolutionen aller Art. Es steckt zu Beginn meist keine Heldengestalt dahinter. Das war eine Erkenntnis, die ich so im Geschichtsunterricht nicht gelernt hatte.
Wie lange hat Jean-Christophe Grangé wohl für dieses Buch recherchiert? Ich habe mal eine ganze Weile Yoga geübt, bin gern indisch essen und weiß, dass ich mich ein wenig für die Religionen interessiert habe, die Indien verkörpert. Der Autor hat dies offensichtlich studiert. Kenntnisse zu den vielen verschiedenen Gemeinschaften, Religionen, Sekten, Sprachen und so weiter schüttelt man nicht aus dem Ärmel.
Ich werde dieses Buch, in ein paar Jahren noch einmal lesen, mit dem Internet neben mir, um besser und tiefer zu verinnerlichen, die Hintergründe der einzelnen Teilchen, die Indien ausmachen. Dafür wird es viel Zeit brauchen, die ich momentan leider nicht habe.
Auch wenn ich davon ausgehen muss, dass die Geschichte 1968 spielt, in Frankreich, Indien und Italien, weiß ich mit Sicherheit, dass ich Indien niemals bereisen werde. Die Beschreibung der Zustände des riesigen Landes sind einfach gruselig, gelinde gesagt.
Der krönende Anschluss in Italien ist mir persönlich ein wenig kurz geraten. Hier hätte es gern etwas mehr Hintergrundrecherche sein können und die ein oder andere Episode aus dem Leben des Kardinals. Aber gut, jedes Buch muss einmal enden.
Ich empfehle dieses Buch all jenen, denen es nicht spannend und grausam genug sein kann, die aber darüber hinaus nicht auf banale Geschichten stehen, sondern Neues und Wissenswertes aus einem Buch mitnehmen möchten. Letztendlich handelt es sich nicht nur um ein Buch, sondern um ein Werk!