Wenn Spannung zur Schmerzgrenze wird!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
andilesonaut Avatar

Von

Schon die ersten Seiten von Blutwild machen unmissverständlich klar, wohin die Reise geht: in eine düstere, rohe Welt, in der Gewalt und menschliche Abgründe schonungslos ausgestellt werden. Das Cover passt dazu hervorragend – bedrohlich, dunkel, atmosphärisch. Es signalisiert sofort Thriller, Gefahr und Eskalation und erinnert in seiner Wirkung tatsächlich an Klassiker wie Das Schweigen der Lämmer.

Die Leseprobe selbst erzeugt schnell Spannung, allerdings weniger durch psychologischen Aufbau als durch drastische Bilder. Sehr detailliert werden verstörende Szenen geschildert – etwa die brutale Initiation eines Jungen oder die grausigen Funde in einer Waldhütte. Diese Beschreibungen sind effektiv, aber für meinen Geschmack zu explizit. Ich hatte das Gefühl, dass hier bewusst auf Ekel, Splatter und Schockmomente gesetzt wird, um Intensität zu erzeugen – ähnlich wie in einem Horrorfilm, der mehr auf Gore als auf subtile Spannung vertraut.

Der Schreibstil ist direkt, flüssig und handwerklich solide, zieht einen unweigerlich in die Handlung hinein. Dennoch blieb bei mir ein zwiespältiger Eindruck zurück: Die Atmosphäre ist dicht, die Grundidee spannend, doch die permanente Drastik überlagert für mich die psychologische Tiefe.