Anfangs zäh, dann spannend!

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waldeule Avatar

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Nele Neuhaus Bücher begegneten mir immer wieder, doch gelesen hatte ich vor „Böser Wolf“ noch keins. Natürlich war ich umso gespannter und meine Erwartungen groß. Vielleicht lag es daran, dass ich mich zunächst mit dem Buch nur wenig anfreunden konnte. Doch dann kam die Wende und in der zweiten Hälfte verstand ich endlich, was Nele-Neuhaus-Fans an ihren Büchern fasziniert.

Normalerweise habe ich keine Probleme, eine Krimireihe mit einem späteren Werk zu beginnen. Hier hatte ich gerade anfangs immer wieder das Gefühl, als würden mir wichtige Informationen, besonders zu den Charakteren, fehlen. Es waren zu viele Personen, die noch dazu zu wenig eingeführt wurden. Dazu kam, dass ich mir von den Hauptpersonen bis zum Ende kein wirkliches Bild machen und so auch keine Verbindung zu ihnen aufbauen konnte. Wirklich Hauptprotagonisten gab es für mich deswegen in diesem Buch nicht, emotional standen mir ganz andere Personen näher als das Ermittlungsteam Kirchhoff/von Bodenstein. Vielleicht ist das wirklich eine Reihe, die in der richtigen Reihenfolge gelesen mehr Lesevergnügen bringt.

In kurzen Unterkapiteln werden unterschiedliche Szenen mit wechselnden Personen geschildert. Das schafft äußerst kurzweiliges Lesen, doch hat mich dieses schnelle Umschalten anfangs sehr genervt, denn kaum hatte ich mich zurechtgefunden, wurde die Handlung unterbrochen und erst später, irgendwann, wiederaufgenommen oder auch (was mich besonders gestört hat) an anderer Stelle weitergeführt. Spannung kam so für mich lange Zeit nicht auf und obwohl wirklich viel passierte, hatte ich dennoch das Gefühl, das Buch plätschert so vor sich hin. Ich hatte weder Zugang zu den Personen, noch zu den Handlungssträngen, die ich zunächst nicht miteinander in Einklang bringen konnte.

Erst als sich gegen Mitte des Buches erste Verzweigungen zeigten, wurde es interessant. Da begann das Buch plötzlich spannend zu werden und ich hatte richtig Lust, weiterzulesen und mehr zu erfahren. Die bereits kritisierten Punkte gab es zwar weiterhin, aber sie sind mir nicht mehr negativ aufgefallen. Der Sog der Handlung hat überwogen und ich konnte endlich erfahren, was viele meine Vorschreiber an Neuhaus-Büchern so schätzen. Nachdem sich der Haupthandlungsstrang sehr deutlich herauskristallisierte, machten mir auch die vielen verwobenen Nebenstränge Spaß. Schade um die vergeudete Anlaufzeit, so hätte das Buch auch beginnen sollen!

Das Thema dieses Krimis ist leider nach wie vor aktuell und ich fand es sehr gut, dies auch in einem fiktiven Krimi aufzugreifen. Trotz des schwierigen Themas kam das Buch mit erstaunlich wenig Brutalität aus. Als Leser konnte ich mir vorstellen, welche Qualen die Opfer erleiden mussten, musste sie aber bis auf einen Fall nicht direkt miterleben – als sensible Leserin bin ich dafür sehr dankbar.

Fazit: Anfangs tat ich mich schwer mit dem Buch (2 Sterne), als sich erste Querverbindungen zeigten, hat es mir richtig gut gefallen (4 Sterne). Da ich aber das ganze Buch bewerte, bleibts leider bei durchschnittlichen 3 Sternen.