Fesselnd und spannend!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
linus63 Avatar

Von

Aus dem Main wird die Leiche einer 16-jährigen geborgen. Die Kommissare des K11 nehmen die Ermittlungen auf, die jedoch bald ins Stocken geraten. Erst der Überfall auf eine bekannte Fernsehmoderatorin und ein weiteres Verbrechen führen die Ermittler auf die richtige Spur.

Der sechste Band um das sympathische Ermittlerteam Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein ist auf 470 Seiten durchgehend fesselnd und spannend. Diesmal geht es um das Thema Pädophilie und Kindesmissbrauch im großen Stil, sprich als organisiertes Verbrechen, das - natürlich - weit in das öffentliche Leben und in die Politik hineinreicht. Zum Glück erspart uns Nele Neuhaus spektakuläre Einzelheiten des Missbrauchs und beschränkt sich auf die Beschreibung typischer Folgen an Opfern bzw. deren typische Verhaltensmuster. Lediglich die Vorfälle, wie die Organisation mit den Menschen verfährt, die ihr zu nahe treten, werden ausführlicher behandelt. Dadurch ist die Atmosphäre weniger dramatisch, aber trotzdem ernst.

Die Handlung verläuft - wie von Nele Neuhaus gewohnt - mit einer Fülle von Personen in mehreren parallelen Erzählsträngen, die sich erst im Laufe der Zeit zu einem schlüssigen Bild zusammensetzen. Ich bin froh, das Ermittlerteam und ihre Geschichte aus den vorherigen Bänden zu kennen, da ich sonst den Überblick bei den vielen Namen und häufigen Szenenwechseln verloren hätte. So erzeugen die vielen Sprünge bei mir Spannung und ein flottes, und wie ich finde, angenehmes Tempo. Es ist auch hilfreich - aber nicht zwingend notwendig - , die Vorgeschichte von Pias ehemaligem Teamkollegen Frank Behnke zu kennen, der im letzten Band einen unrühmlichen Abgang hatte, hier wieder auftaucht und eine nicht unbeträchtliche Rolle spielt.

Auch diesmal gibt es einige überraschende Wendungen und der Autorin gelingt es ein weiteres Mal, die Nebenschauplätze im Laufe des Geschehens gekonnt in den Hauptstrang einzubinden. Dies führt zu einem sehr durchdachten, gut aufgebauten und schlüssigen Krimi, der dadurch, dass am Ende alles irgendwie miteinander in Verbindung steht und perfekt passt, leicht konstruiert wirkt. Die Ermittler, ihr Privatleben und ihre Beziehung untereinander sind auch diesmal Bestandteil der Handlung, nehmen gefühlt aber einen deutlich kleineren Raum ein als in den Vorgängerbänden. Doch gerade die Wortgeplänkel zwischen den Kollegen erzeugen eine gewisse Leichtigkeit als gutes Gegengewicht zu dem ernsten Thema.

"Böser Wolf" ist ein fesselnder und vor allem komplexer und schlüssiger Krimi, der mich vom Anfang bis zum Ende nicht mehr losgelassen und gut unterhalten hat. Empfehlenswert!