Nur eine Leiche

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wal.li Avatar

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In der Nähe von Eddersheim wird die Leiche eines Teenager-Mädchens aus dem Fluss gezogen. Die Tote scheint ertrunken zu sein, doch zusätzlich weist sie Anzeichen schwerer Misshandlungen auf. Warum nur vermisst niemand die Jugendliche? Ist es wirklich "nur" ein weiterer ungeklärter Todesfall? Pia Kirchhoff und ihr Chef Oliver von Bodenstein setzen alles daran, das Schicksal der Toten zu klären. Da ihnen jedoch konkrete Anhaltspunkte fehlen, kommen sie mit ihren Ermittlungen nicht weiter und die Zeit drängt, denn sie ihnen ist klar, je länger es dauert, desto unwahrscheinlicher wird es, den Fall zu lösen. Als ein weiteres Verbrechen geschieht, scheint es zunächst keinen Zusammenhang zu geben.

Mit ihrem neuen Fall um Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein hat die Autorin ein Thema aufgegriffen, dass an Brisanz kaum zu übertreffen ist. Nur ungern mag sich der Leser mit den Kreisen dieser Verbrecher beschäftigen. Zu besorgniserregend die Gedanken, die ausgelöst werden. Kann es das wirklich geben? Wie können Menschen so sein? Perfide, bis ins Kleinste durchorganisierte Strukturen, gefühllose Räder einer Maschinerie, in der es kein Mitleid gibt, bei der der Ausschuss im Fluss entsorgt wird. Wobei die Autorin dem Leser die Gnade erweist, ihm das Schlimmste zu ersparen, aber doch sehr eindringlich verdeutlicht, dass die Augen nicht verschlossen werden dürfen. Hätte man selbst den Mut zu kämpfen? Welcher Gefahr setzt man sich aus? Kann man bestehen?

Ziele können erreicht werden, Schlimmeres kann verhindert werden, es gibt eine Rettung. Doch wie weit reicht der Arm der Guten? Wird man es schaffen, das Übel an der Wurzel zu packen, um es auszurotten? In unserer internationalen Gesellschaft, dem Zeitalter der durchlässigen Grenzen, steht zu befürchten, dass das Böse immer irgendwo eine Zuflucht finden wird.

Dennoch kann dieses Buch, dass von den Abgründen menschlicher Begierden erzählt, den Leser aufrütteln, ihn auffordern, für Schutzbefohlene einzutreten. Auch wenn man die Welt vielleicht nicht retten kann, so kann man doch wenigstens in seinem eigenen Umfeld versuchen, Schlimmes zu verhindern. Gekleidet in einen spannenden Kriminalroman werden so vielleicht mehr Menschen erreicht als mit einem Polizeibericht in der Tageszeitung. Und so geht ein Dank an die Autorin, die sich dieser sicherlich schwierigen und kräftezehrenden Recherche angenommen hat.