Pia und Oliver, die Sechste

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An einem heißen Tag im Juni werden die Kommissare Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff in ihrem 6. Fall mit dem Tod eines 16-jährigen Mädchen konfrontiert, die aus dem Main geborgen wird, deren Identität allerdings zunächst einfach nicht geklärt werden kann. Sie wurde misshandelt und brutal ermordet. Teenager haben dort gefeiert und einer der Jugendlichen ist sturzbetrunken gewesen. Die Tote hat aber anscheinend mit den feiernden Freunden nichts zu tun gehabt... Wie kam sie dorthin ? Wissen die Jugendlichen doch mehr, als sie sagen ?

Des Weiteren wird eine bekannte Moderatorin, die sich durch ihr rigoroses Verhalten nicht nur Freunde gemacht, brutal überfallen. Sie schreckte auch nicht vor noch so brisanten Themen zurück und ist dieses Mal wohl den falschen Leuten zu nahe gekommen...

Wie hängen diese beiden Fälle, die sich in der Brutalität durchaus ähneln, zusammen ? Oder haben sie gar nichts miteinander zu tun ?

Zudem meldet sich Frank Behnke zurück, ein sehr unangenehmer ehemaliger Kollege von Pia und Oliver, der mittlerweile bei der internen Ermittlung arbeitet und nun etliche Kollegen „auf dem Kieker“ hat. Er hat sich fest vorgenommen, alte Rechnungen zu begleichen und auch Pia soll nicht verschont bleiben...

Wie immer bei Nele Neuhaus gibt es von Anfang an mehrere Handlungsstränge, die nach und nach geschickt miteinander verwoben werden, bis am Ende jeder für sich „aufgelöst“ wird. Zuviele Handlungsstränge stören mich immer, weil sie mich aus der eigentlichen Geschichte immer rausbringen und ablenken, aber Nele Neuhaus ist eine der wenigen Autorinnen, der es so meisterlich gelingt, alles miteinander zu verweben, dass ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl hatte, jetzt wird es zuviel oder stört den Ablauf der Handlung, im Gegenteil. Bei ihr wirkt das immer mühelos und fügt sich gut ineinander.

Die Autorin erzählt in jedem Band die Lebensgeschichten der Protagonisten weiter, so dass Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein schon fast wie alte Bekannte anmuten, die man immer wieder gern trifft. Man erlebt mit ihnen das Ende von Beziehungen, Stress bei der Arbeit, geknüpfte Freundschafts- und Familienbande etc. Aber auch wenn man die Vorbände nicht gelesen hat, kommt man gut in die Geschichte hinein und kommt auch mit den Charakteren klar.

Ihre Bücher erkennt man mittlerweile an den Covern auf den ersten Blick, da diese immer in speziellem Blau mit dem charakteristischen Schriftszug versehen sind, so dass sie einem im Buchladen sofort ins Auge fallen. Auch hier wurde davon zum Glück nicht abgewichen, denn die Cover sind immer sehr prägnant und treffend. Das ist für mich nicht unbedingt auch ein Kaufkriterium, aber ein schönes Cover rundet das Buch für mich immer noch gut ab und fließt daher zumindestens in meine Bewertung ein.

Wenn man bedenkt, dass die Autorin ihren ersten Roman „Unter Haien“ noch im „book-on-demand“-Verfahren selbst drucken lassen musste, diesen dann in ihrer Garage lagerte und erstmal nur 500 Stück in Auftrag gab, die sie dann an Freunde und Bekannte bei einer Lesung verteilte und dann ihren enormen Erfolg heute sieht, kann man vor ihr nur den Hut ziehen. Nicht einmal ihr Mann hat laut einem Interview von ihr, das ich letztens sah, an sie geglaubt, doch sie hat immer weiter gekämpft und der Erfolg gibt ihr recht. Ich freue mich einfach mit ihr, denn sie hat den heutigen Erfolg wirklich verdient. Ich habe ihre Bücher bislang schon zig Mal weiterempfohlen und bislang kamen nur positive Feedbacks.

Das Thema Kindesmissbrauch ist immer heikel und leider immer noch sehr aktuell. Die Autorin nähert sich diesem behutsam und behandelt es durchaus respektvoll und empathisch, was mir gut gefallen hat, denn ich habe es auch leider schon ganz anders gelesen...

Mir gefallen ihre Bücher immer besser. Der Spannungsaufbau ist noch besser erstellt als bei den letzten Krimis, so dass ich mich auf weitere Bücher von ihr jetzt schon freue.

Ergo: von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung für dieses Buch, nicht nur für Nele-Neuhaus-Fans.