Aus unsichtbar wird sichtbar

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hoelzchen Avatar

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Agneta ist Ende 40 und unzufrieden mit ihrem Leben. Die Kinder sind aus dem Haus und melden sich nur wenn sie Geld brauchen und ihr Mann Magnus ist dem Fitnesswahn verfallen. Agneta hingegen mag es lieber gemütlich auf dem Sofa mit Käse und Wein. Sie entfremden sich mehr und mehr und Agneta empfindet sich als unsichtbar. Spontan meldet sie sich auf eine Annonce, die eine Au-pair Stelle in der Provence verspricht. Magnus ist entsetzt, zumal Agneta kein Französisch spricht und er prophezeit, dass sie nach einer Woche reumütig nach Schweden zurückkehren wird. In Frankreich stellt sie fest, dass es keine Au-pair Stelle gibt, dafür aber einen alten, schwedischen, dementen Mann. Agneta ist kurz vorm Abbruch, doch diese Blöße will sie sich vor Magnus nicht geben und sie beschließt zu bleiben. Mehr und mehr kommt sie in Frankreich an, findet Freunde und stellt fest, dass das Leben für sie noch mehr bereithält und nun die Zeit gekommen ist, sichtbar zu werden.
„Bonjour Agneta“ von Emma Hamberg hat mich sofort begeistert. Ich wage zu behaupten, dass Agneta uns in vielen Dingen aus der Seele spricht, gerade wenn man im ähnlichen Alter dieser sympathischen Protagonistin ist. Mit diesem Roman trifft Emma Hamberg den Zeitgeist und beschreibt auf herrlich charmante Art die Gefühlswelt von Frauen in dieser Lebensphase. Besser geht es nicht. Gerade im ersten Drittel musste ich häufiger schmunzeln und einige Sprüche möchte ich mir unbedingt merken, weil sie einfach treffend sind. Agnetas Traum nach einem anderen Leben kann man nachvollziehen, da sie bislang das Leben gelebt hat, was andere für sie vorgesehen haben. Sie ist nun an dem Punkt, dies zu erkennen. Leider sind einige Geschehnisse etwas überzeichnet und auch unglaubwürdig dargestellt. Ich denke, niemand würde sich heutzutage ohne Mobiltelefon auf Reisen begeben. Der mittlere Romanteil war etwas langatmig und ich habe das Tempo und die Spritzigkeit vom Beginn vermisst. Der letzte Teil wurde dann wieder ereignisreicher und lebendiger. Ich bin noch hin und her gerissen, ob mir das Ende gefällt oder es mir zu konstruiert erscheint. Aber da eine Fortsetzung geplant ist, denke ich, kann ich damit meinen Frieden machen. Alles in allem habe ich mich wirklich sehr gut unterhalten gefühlt und der moderne und unkonventionelle Schreibstil der Autorin gefällt mir außerordentlich gut. Lediglich beim Buchcover ist noch Luft nach oben. Da hätte ich mir mehr Lavendel gewünscht, denn Agneta ist doch die Lavendelfrau.