Spannendes Konzept, träge Umsetzung

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
alinas.zeilenzauber Avatar

Von

Nachdem ich jetzt seit 3 Wochen an diesem Buch lese, irgendwie einfach nicht weiterkomme und mittlerweile auch gar nicht mehr die Lust verspüre, es wieder in die Hand zu nehmen, muss ich widerstrebend abbrechen. (Seite 300/470)

Woran liegt das nun?

Das Konzept, das der Geschichte zugrunde liegt, begeistert mich weiterhin sehr und war auch der Grund, nachdem ich mich für dieses Buch entschieden habe. Bei meinem Lesestand bleibt die Frage offen, was genau es mit den Schatten auf sich hat (vielleicht Dämonen oder ähnliches aus einer anderen Dimension, die sich durch das Blut in unserer materialisieren können?). So spannend dieses Thema auch ist, leider reicht es nicht, damit ich am Ball bleibe.

Denn wo das Konzept großartig war, war es auch sehr schwer, überhaupt durchzublicken. Erklärungen kommen gleichzeitig als Info-Dumping daher und schaffen es doch, irgendwie nichts auszusagen. Es gibt eine Unterteilung in 4 Klassen, die direkt am Anfang einfach zu weit greift, um im Kopf zu bleiben, weil man noch gar keinen Kontext zu diesen mysteriösen Fähigkeiten der Gloamisten hat. Dadurch hatte ich das ganze Buch über das Gefühl, dass mir ein riesiger Block an Informationen fehlt. Das wiederum sorgt dafür, dass ich eine angespannte Grundhaltung dem Buch gegenüber habe - wie kann ich mich 100%ig in das Geschehen fallen lassen, wenn mir dauerhaft gefühlt vitale Infos fehlen?

Während ich den Schreibstil zu Beginn, also in den seichteren Szenen, noch passend und unterhaltsam fand, merkte ich bei spannenderen Stellen, dass es mir einfach nicht gereicht hat. Bei mir kam da textuell kein Tempo, keine Aufregung an, was es auf Dauer zusätzlich schwer gemacht hat, in die Geschichte einzutauchen. Wenn beim Lesen keine Emotionen bei mir ankommen, zieht sich das ganze Buch irgendwie einfach immer weiter in die Länge, ohne dass was passiert - obwohl ja etwas passiert, es kommt nur nicht so bei mir an.

Die Charaktere fand ich ganz interessant, konnten das Buch für mich aber auch nicht retten. Alle sind mehr oder weniger moralisch grau und wirken durch ihre ungestriegelte Art realistisch. Genervt wurde ich hier tatsächlich wieder von der Schreibe: Wenn man eine Art gefunden hat, Charaktere zusammenfassend und gleichzeitig episch zu beschreiben, ist das gut und schön, wenn es sich auf ein paar wenige, aber gut gewählte Stellen im Buch beschränkt. Zum Ende (bzw zu meinem Ende) hin hatte ich aber das Gefühl, ich muss schreien, wenn ich noch einmal "Charlie Hall, das wandelnde Chaos, der Unglücksengel, etc etc" lese (frei zitiert, aber man versteht denke ich das Konzept).

Ich hatte mich sehr auf mein erstes Buch von Holly Black gefreut, da ich bisher nur Gutes von der Autorin gehört hatte. Leider kann ich diesem Buch abschließend keine positive Bewertung geben. 2 Sterne gibt es für Konzept und den Grundgedanken der Charaktere.