Zwischen Wurzeln und Wahnsinn – eine literarische Reise in die Brüche des Erinnerns

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tanjawa85 Avatar

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Leon Englers „Botanik des Wahnsinns“ ist kein Roman, der sich leicht einordnen lässt – und genau das macht ihn so besonders. Zwischen Familiengeschichte, Selbstbeobachtung und Gesellschaftskritik entsteht ein klug komponiertes Mosaik aus Erinnerungen, Sprachwitz und schmerzhafter Klarheit.

Der Erzähler führt durch eine Biografie voller Brüche: der Verlust der Mutterwohnung, die Sprachlosigkeit des Vaters, die eigene fragile Balance zwischen Rationalität und seelischem Abgrund. Englers Sprache ist dabei zugleich nüchtern und poetisch, durchzogen von feinem Humor und messerscharfer Beobachtung.

Was mich besonders beeindruckt hat, ist die Art, wie große Fragen – nach Identität, Krankheit, Herkunft – in alltägliche Bilder gepackt werden. Es geht um Wahnsinn, ja, aber auch um Liebe, um Scham, um das, was unausgesprochen bleibt – und was uns doch prägt.

Ein ungewöhnliches, kluges Debüt, das sich nicht scheut, tief zu gehen, ohne sich in Dunkelheit zu verlieren.