Ambivalente Gefühle

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wortknistern Avatar

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„Meine Familie war ohne Erzählung. Jetzt, da ich etwas aufschreibe, rückt es ins Licht. Es war ein weiter Weg hinaus aus der Sprachlosigkeit. Es ist eine Version dieser Geschichte, man könnte tausend verschiedene davon schreiben.“ (Seite 199)

In der Familienhistorie des Erzählers gibt es sowohl auf väterlicher als auch auf mütterlicher Seite eine lange Historie an psychischen Erkrankungen und Suchterkrankungen, bis hin zu Su1z1d. Auch der Erzähler landet in der Psychiatrie - allerdings als Psychater, nicht als Patient. Den Tod der Mutter nimmt er als Anlass, die Familiengeschichte aufzuarbeiten.

Das Erzählte ist innerlich hart, aber gleichzeitig mit einem ganz tollen Humor geschrieben, der dem Buch die Schwere nimmt aber gleichzeitig das Thema nie verharmlost. Gerade die Teile zur Familiengeschichte haben mir richtig gut gefallen, weil der Erzähler so behutsam und verständnisvoll erzählt.

Gleichzeitig fand ich gerade die Teile, in der der Erzähler in der Psychiatrie arbeitet viel zu konstruiert, besonders die Ärztin, die die ganze Zeit Kalendersprüche raushaut hat für mich so überhaupt nicht zum restlichen Buch gepasst. Deshalb hatte ich im Mittelteil einen kleinen Durchhänger und war zwischendrin leider nicht mehr ganz so motiviert weiterzulesen. Das Ende hat mir wieder besser gefallen und insgesamt waren da auch wirklich viele schöne Zitate drin, die ich unterstrichen habe, so dass es mich irgendwie etwas ambivalent zurücklässt.