Einblick in die Psyche einer Familie
“Es sieht nicht gut für mich aus. Meine Großmutter ist nicht die Erste in meiner Familie, die in der Psychiatrie gelandet ist. Auch der leibliche Vater meines Vaters hat sein halbes Leben dort verbracht. Darum stelle ich mir bald die Frage: Wann bin ich dran?” S. 16
In “Botanik des Wahnsinns” geht der Ich-Erzähler auf psychologische Spurensuche in seiner Familie. Und da gibt es einiges auszugraben. Gleich zu Beginn listet er auf, welche psychischen Erkrankungen welche Wahrscheinlichkeit der Vererbung haben und welche davon in seiner Familie vorkommen. Und er kommt zu dem logischen Schluss: früher oder später wird es auch ihn erwischen.
Der Roman erzählt die Familiengeschichte mütterlicher- und väterlicherseits, verbunden mit der Geschichte der psychischen Erkrankungen und ihrer Behandlungsmethoden im Laufe der Jahrhunderte. Man lernt einiges darüber, wie mit Menschen mit psychischen Problemen umgegangen wurde und immer noch wird. Parallel dazu wird auch das Leben des Ich-Erzählers und seine Flucht vor dem Wahnsinn, teilweise aber auch vor der Realität beschrieben.
"Es gibt über zehntausend Erscheinungsformen der Depression. Eine davon: mein Vater. Eine andere: meine Mutter." S. 157
Die Teile zur Familiengeschichte und allgemein zur Geschichte des Geistes und seiner Störungen haben mir besonders gut gefallen. Die Sprache von Leon Engler ist poetisch, stellenweise auch witzig (mit schwarzem Humor) und oft geprägt von schönen Sprachbildern. Die Eltern werden mit all ihren Problemen, Schwächen und Fehlern unglaublich feinfühlig und versöhnlich beschrieben.
Das Leben des Ich-Erzählers, das sicher teilweise auch autobiografisch geprägt ist, ging mir im Gegensatz dazu manchmal nicht tief genug. Der Ich-Erzähler kommt einem nicht so nah wie die anderen Familienmitglieder und hält den Leser etwas auf Distanz. Immer mal am Rande wird auch sein Bruder erwähnt und ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wie dieser wohl mit der Situation umgeht, da er ja die gleichen Anlagen hat. Darauf wird leider gar nicht eingegangen und man hätte den Bruder auch einfach weglassen können.
Aber das ist nur ein kleiner Kritikpunkt. Insgesamt hat mir “Botanik des Wahnsinns” sehr gut gefallen. Besonders hervorheben möchte ich noch das tolle Cover und den wunderbaren Titel des Romans. 4 von 5 Sternen.
In “Botanik des Wahnsinns” geht der Ich-Erzähler auf psychologische Spurensuche in seiner Familie. Und da gibt es einiges auszugraben. Gleich zu Beginn listet er auf, welche psychischen Erkrankungen welche Wahrscheinlichkeit der Vererbung haben und welche davon in seiner Familie vorkommen. Und er kommt zu dem logischen Schluss: früher oder später wird es auch ihn erwischen.
Der Roman erzählt die Familiengeschichte mütterlicher- und väterlicherseits, verbunden mit der Geschichte der psychischen Erkrankungen und ihrer Behandlungsmethoden im Laufe der Jahrhunderte. Man lernt einiges darüber, wie mit Menschen mit psychischen Problemen umgegangen wurde und immer noch wird. Parallel dazu wird auch das Leben des Ich-Erzählers und seine Flucht vor dem Wahnsinn, teilweise aber auch vor der Realität beschrieben.
"Es gibt über zehntausend Erscheinungsformen der Depression. Eine davon: mein Vater. Eine andere: meine Mutter." S. 157
Die Teile zur Familiengeschichte und allgemein zur Geschichte des Geistes und seiner Störungen haben mir besonders gut gefallen. Die Sprache von Leon Engler ist poetisch, stellenweise auch witzig (mit schwarzem Humor) und oft geprägt von schönen Sprachbildern. Die Eltern werden mit all ihren Problemen, Schwächen und Fehlern unglaublich feinfühlig und versöhnlich beschrieben.
Das Leben des Ich-Erzählers, das sicher teilweise auch autobiografisch geprägt ist, ging mir im Gegensatz dazu manchmal nicht tief genug. Der Ich-Erzähler kommt einem nicht so nah wie die anderen Familienmitglieder und hält den Leser etwas auf Distanz. Immer mal am Rande wird auch sein Bruder erwähnt und ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wie dieser wohl mit der Situation umgeht, da er ja die gleichen Anlagen hat. Darauf wird leider gar nicht eingegangen und man hätte den Bruder auch einfach weglassen können.
Aber das ist nur ein kleiner Kritikpunkt. Insgesamt hat mir “Botanik des Wahnsinns” sehr gut gefallen. Besonders hervorheben möchte ich noch das tolle Cover und den wunderbaren Titel des Romans. 4 von 5 Sternen.