Hypnotisches Cover, wenig einnehmender Roman
Während das coole Cover zum Buch „Botanik des Wahnsinns“ hypnotisch wirkt, ist die Hypnotherapie eins der wenigen therapeutischen Verfahren, welches nicht in diesem Roman erwähnt wird. Denn Leon Engler entwirft einen Erzähler, der eine psychopathologische Familienanamnese seiner eigenen Familie niederschreibt und nebenbei auch seinen eigenen, verworrenen, wenn auch nicht verrückten Weg im jungen Erwachsenenalter zeichnet.
Der Erzähler Leon hat eine scheinbar ähnliche Biografie wie der Autor Leon. Was an diesem Roman frei erfunden und was autobiografisch ist, bleibt offen, und das ist auch gut so. Die Familie des Erzählers Leon ist jedenfalls bis in mehrere Generationen von psychischen Erkrankungen geplagt. Schon Urgroßeltern haben Probleme, die diagnostisch relevant erscheinen. Leon, der nach viel Orientierungslosigkeit selbst Psychologie studiert hat, arbeitet nun in einer Psychiatrie und soll zu Übungszwecken seinen eigenen Anamnesebogen ausfüllen. Beim Punkt „Familie“ wird es schwierig. Wie weit soll er zurückgehen? Reicht die reine Aufzählung von Diagnosen schon aus, um zu erfassen, wie die Familie sowohl väterlicher- als auch mütterlicherseits von diesen Erkrankungen geprägt ist?
In wechselnden Kapiteln folgen wir nun zum einen Leon selbst und auf seinem Weg durch die Welt als junger Erwachsener, erfahren in Rückblicken auch immer wieder etwas aus seiner Kindheit und Jugend. Auf der anderen Seite vermittelt uns Leon bis in früheste Generationen hinein ein Bild von den verschiedenen Familienmitgliedern, die von psychischen Erkrankungen geplagt waren bzw. noch sind. Er selbst kämpft ständig mit der Angst, die Anlagen für eine oder mehrere psychische Erkrankungen in sich zu tragen und somit unausweichlich „verrückt zu werden“.
Engler hat gute Ideen für seinen Roman. Der Aufbau, die Herangehensweise an eine psychopathologische Familiengeschichte, der durchblitzende Humor bezogen auf das Studium der Psychologie, die fachlichen Einwürfe zu verschiedenen Erkrankungen und ihre Behandlungsformen, das Einweben von literarischen und philosophischen Überlegungen zu psychischer Krankheit. All das klingt eigentlich nach genau einem Buch für mich. Aber leider konnte er mir zwar den ein oder anderen Lacher entlocken, mich aber nicht mit seinem reduzierten Schreibstil für sein Buch begeistern. Der ständige Wechsel zwischen verschiedenen Generationen, Familienseiten und Personen mit ihren Krankheitsgeschichten machte es schwer, zu folgen und die Personen auseinanderzuhalten oder einzuschätzen, in welcher Zeitebene das Erzählte jetzt gerade stattfindet.
Es steht fest, dass Leon Engler hier sehr viel Recherche in seinen Roman gesteckt hat und dass er durchaus gut schreiben kann, nur vom Hocker hat mich das Endresultat nicht hauen können. Trotzdem habe ich das Buch durchaus gern und kurzweilig gelesen.
3,5/5 Sterne
Der Erzähler Leon hat eine scheinbar ähnliche Biografie wie der Autor Leon. Was an diesem Roman frei erfunden und was autobiografisch ist, bleibt offen, und das ist auch gut so. Die Familie des Erzählers Leon ist jedenfalls bis in mehrere Generationen von psychischen Erkrankungen geplagt. Schon Urgroßeltern haben Probleme, die diagnostisch relevant erscheinen. Leon, der nach viel Orientierungslosigkeit selbst Psychologie studiert hat, arbeitet nun in einer Psychiatrie und soll zu Übungszwecken seinen eigenen Anamnesebogen ausfüllen. Beim Punkt „Familie“ wird es schwierig. Wie weit soll er zurückgehen? Reicht die reine Aufzählung von Diagnosen schon aus, um zu erfassen, wie die Familie sowohl väterlicher- als auch mütterlicherseits von diesen Erkrankungen geprägt ist?
In wechselnden Kapiteln folgen wir nun zum einen Leon selbst und auf seinem Weg durch die Welt als junger Erwachsener, erfahren in Rückblicken auch immer wieder etwas aus seiner Kindheit und Jugend. Auf der anderen Seite vermittelt uns Leon bis in früheste Generationen hinein ein Bild von den verschiedenen Familienmitgliedern, die von psychischen Erkrankungen geplagt waren bzw. noch sind. Er selbst kämpft ständig mit der Angst, die Anlagen für eine oder mehrere psychische Erkrankungen in sich zu tragen und somit unausweichlich „verrückt zu werden“.
Engler hat gute Ideen für seinen Roman. Der Aufbau, die Herangehensweise an eine psychopathologische Familiengeschichte, der durchblitzende Humor bezogen auf das Studium der Psychologie, die fachlichen Einwürfe zu verschiedenen Erkrankungen und ihre Behandlungsformen, das Einweben von literarischen und philosophischen Überlegungen zu psychischer Krankheit. All das klingt eigentlich nach genau einem Buch für mich. Aber leider konnte er mir zwar den ein oder anderen Lacher entlocken, mich aber nicht mit seinem reduzierten Schreibstil für sein Buch begeistern. Der ständige Wechsel zwischen verschiedenen Generationen, Familienseiten und Personen mit ihren Krankheitsgeschichten machte es schwer, zu folgen und die Personen auseinanderzuhalten oder einzuschätzen, in welcher Zeitebene das Erzählte jetzt gerade stattfindet.
Es steht fest, dass Leon Engler hier sehr viel Recherche in seinen Roman gesteckt hat und dass er durchaus gut schreiben kann, nur vom Hocker hat mich das Endresultat nicht hauen können. Trotzdem habe ich das Buch durchaus gern und kurzweilig gelesen.
3,5/5 Sterne