Wahnsinnig bedrückend

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leylin Avatar

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Botanik des Wahnsinns war für mich keine einfache Lektüre – weder sprachlich noch thematisch. Der Stil ist sehr knapp, fast stakkatohaft. Die vielen kurzen Sätze haben es mir schwer gemacht, wirklich in einen Lesefluss zu kommen. Dazu kommt, dass der Roman durchgehend von schweren Themen durchzogen ist: Depression, Sucht und Suizid sind allgegenwärtig.

Erzählt wird die Geschichte einer Familie, in der psychische Erkrankungen über Generationen hinweg eine zentrale Rolle spielen. Der Erzähler porträtiert seine Eltern, ihre jeweiligen Krankheitsverläufe, die Verzweiflung, das Schweigen, den schleichenden Verfall. Und dazwischen immer wieder seine eigene Sorge, selbst zu erkranken. Er reagiert darauf, indem er Psychologie studiert und später in der Psychiatrie arbeitet – an diesem Punkt war er für mich als Figur nachvollziehbar.
Mit der Zeit kündigt er jedoch seine Stelle, reist immer wieder zu seinen Eltern, beobachtet sie, protokolliert ihren Alltag. In dieser Phase wurde er für mich weniger greifbar. Dieser Teil ließ mich etwas ratlos zurück, weil ich nicht sicher war, wie ich das einordnen soll.

Gut fand ich die Einbindung psychiatrischer Fachkenntnisse sowie das fundierte psychologische Wissen. Insgesamt: kein schlechtes Buch, aber definitiv schwere Kost – nichts für zwischendurch.