Ziemlich genial!

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Ziemlich genial! Leon Engler hat mit "Botanik des Wahnsinns" einen Erstling vorgelegt, der seinesgleichen sucht! In die 200 Seiten packt er die Geschichte seiner Familie, die Geschichte der Psychiatrie, interkulturelle Aspekte der Psychotherapie, psycho-philosophische Kontroversen, Kenntnisse über unterschiedliche Therapieformen - von der Psychoanalyse bis hin zur Systemischen Therapie -, eine Portion historisch angelegter Gesellschaftskritik und ein fundiertes Wissen über nahezu jede psychische Erkrankung hinein. Aber keine Angst, es handelt sich nicht um ein gut getarntes Sachbuch, weil Menschen durch das Buch führen. Da ist der Autor selbst, der anlässlich der Zwangsräumung der Wohnung seiner Mutter in die Geschichte seiner Familie eintaucht, die auch eine Geschichte des Wahnsinns und der Sucht ist, die sich über die Generationen hinweg fortsetzt. Im Vordergrund stehen dabei aber immer die Menschen und nicht ihre Erkrankungen. Der Autor verbringt als Psychologe selbst ein Jahr in der Psychiatrie und lernt, die Bedeutung von Diagnosen als Hypothesen und nicht als Etikett zu verstehen, lernt die Symptome von Erkrankungen als Erzählung über den Menschen zu deuten und erfährt viel über die Bedeutung der Beziehung in der Behandlung. Selbst unsicher in Beziehungen zu anderen, in der Beziehung zur Liebe und in der Beziehung zu sich selbst ist das Buch auch eine tiefgehende Selbsterforschung des Autors. Ziemlich genial!