Zwischen Erbe und Erkenntnis

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chemangel Avatar

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In "Botanik des Wahnsinns" erzählt Leon Engler eindrucksvoll vom Aufwachsen in einer Familie, in der psychische Erkrankungen zur unausweichlichen Realität gehören. Als Psychologe blickt er nicht nur analytisch, sondern auch persönlich auf die eigene Geschichte mit nüchternem Blick, schwarzem Humor und einer Prise Selbstzweifel. Besonders berührt hat mich, wie feinfühlig er den Alltag in der Psychiatrie beschreibt: zwischen Mitgefühl und Abgrenzung, zwischen Hoffnung und bitterer Rückfalllogik. Der Roman spart weder gesellschaftliche Tabus noch historische Grausamkeiten aus, bleibt aber stets klar, reflektiert und literarisch anspruchsvoll. Der Sprachstil ist manchmal sperrig, oft sarkastisch, aber belohnt mit Tiefe und Ehrlichkeit und kurzweiligkeit. Für mich kein leichtes, aber ein notwendiges Buch. Wer sich mit psychischer Gesundheit auseinandersetzen will, findet hier keine Antworten, aber viele richtige Fragen.