Wäre das Schweigen nicht

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Mariel Buqués „Break the Cycle” befasst sich mit einem Thema, das mir vor zig Jahren mal jemand aus anderer Perspektive erzählt hat. Und da ich zurzeit mit einem Familienmitglied freundlich ausgedrückt nicht gut klarkomme, fand ich den Ansatz interessant. Könnte es eine Erklärung im Verhalten unserer Vorfahren geben? Und wenn ja, wie hat mich geprägt, was vor (vielen) Generationen vorgefallen sein könnte bzw. wie hat es diejenigen im familiären Umfeld geprägt? Und wie kommt man aus diesem Teufelskreis raus, denn ja, als solche sehe ich die von Buqué beschriebenen Kreise durchaus?

Das Buch wird beschrieben als Erkenntnisse öffnend und „konkrete Anleitungen für den eigenen Heilungsprozess“ bereithaltend. Hält das Buch das Versprechen? Zunächst erläutert die Autorin dazu, wie Traumata entstehen und vererbt werden, weiter geht es damit, welche Schichten es freizulegen gilt, um dann an Heilmethoden zu gehen. Weitestgehend ist auch der Inhalt gut verständlich, steht jedoch in amerikanisch-(populär-)wissenschaftlicher Tradition, wiederholt also einiges. Das ist jetzt nur ein sehr grober Abriss, aber wer sich mit dem Thema befassen will, wird das Buch ohnehin lesen, nein, bearbeiten müssen. Denn die Autorin weist darauf hin, dass man seine bzw. die familiären Traumata festhalten möge. So weit so gut, aber abgesehen von Anekdötchen und einzelnen vielleicht allen in einer Familie klaren Themen, wird genau das der Punkt sein: Wie erfahre ich, was vor der Generation meiner Großeltern passiert ist? Und selbst von denen weiß man nur Bruchstücke – und wenn sie bereits tot sind, wird sich daran auch nichts mehr ändern. Schon bei der Elterngeneration werden viele sich mit dem Problem konfrontiert sehen, dass auch die Eltern schon nichts oder nur Teile erzählen werden, weil sie aus einer Generation stammen, in der sich (vermeintliche) Stärke darin ausdrückte, keine Schwächen zu zeigen. In der Tat geht die Autorin durchaus darauf ein, dass eben über Probleme in der Familie nicht gesprochen werde, aber dann scheint mir das ein Problem – oder wir sind schon bei den Traumata meiner Familie und ich merke es bloß nicht, weil keiner darüber spricht … Unabhängig davon, ob man nun glaubt, dass etwas vor ggf. vor Jahrhunderten einer Urururururoma Widerfahrenes sich bis heute auf mein Verhalten auswirkt, steht und fällt der Erfolg von – nennen wir es – Buqués Methode damit, ob man überhaupt erfährt, was los war. Ja, eine ggf. interessante Lektüre, ob es einen mit der eigenen Familie allerdings weiterbringt, wird jeder selbst bewerten müssen, daher 3 Sterne.