Brennender Midi

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lunamonique Avatar

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„Brennender Midi“ ist nach „Mörderischer Mistral“ und „Tödliche Camargue“ Band 3 der Provence-Krimireihe um Capitaine Roger Blanc. Selbstmord, Unfall oder Mord? Ein rätselhafter Flugzeugabsturz bringt Capitaine Roger Blanc und sein Team an ihre Grenzen.

Eine kleine Propellermaschine der Armee stürzt im Olivenhain ab. Der 23jährige Aspirant Arnaud Matelly stirbt einen Tag vor seiner Abschlussprüfung. Die Zeugen machen unterschiedliche Aussagen. Was ist wirklich passiert? Capitaine Roger Blanc, sein Freund Lieutnant Marius Tonnon und Kollegin Fabienne Souillard stoßen auf Ungereimtheiten. Olivenhain-und Burgbesitzer Hervé Bondard ist der Anti-Fluglärm-Initiative beigetreten. Die Base Aérinne 701 liegt nicht weit von seinem Grundstück entfernt. Ist er in den Tod des Piloten verwickelt?

Die Geschichte beginnt mit dem Toten im Olivenhain. Die Ermittlungen an der Unfallstelle nehmen in diesem Krimi mehr Raum ein als gewöhnlich. Gibt die lachende Todesfratze des Piloten einen ersten Hinweis? Capitaine Roger Blanc bekommt es mit gleich drei skurrilen Zeugen zu tun. Schon die ersten Seiten, sind trotz des tragischen Todesfalls, sehr unterhaltsam. Das liegt an einem unvorhersehbaren Ereignis und den eigenwilligen Nebenfiguren. Wer ist vertrauenswürdig? Wer schmückt seine Zeugenaussage unnötig aus? Nicht nur Capitaine Roger Blanc hat mit seinen Vorurteilen zu kämpfen. Das Undurchsichtige nimmt mit jedem weiteren auftauchenden Charakter zu. „Wir haben also drei Zeugen, deren Aussagen nichts taugen. Wir haben einen Experten der BEA, der sich einen Scheißdreck um die Gendarmerie schert. Wir haben einen Luftwaffen-Offizier, der dir versichert, dass eigentlich alles in Ordnung ist. Wir haben einen cholerischen Politiker, der diesen Unfall als Munition für seine Kampagne nutzen wird. Wir haben die Arschkarte gezogen“, resümierte Marius. Der Krimi ist realistisch aufgezogen. Die Dialoge wirken echt. Der Charme der Provence und seiner urigen bis eigensinnigen Bewohner erhalten Einzug in die Geschichte. Autor Cay Rademacher beweist sein Feingefühl für die Sprache, bildhaften Details und Persönlichkeiten der unterschiedlichen Protagonisten. Der Krimi ist filmreif inszeniert. Das Verwirrspiel hält an. Capitaine Roger Blanc glaubt nicht an einen Selbstmord oder Unfall. Wer könnte ein Motiv haben? Warum hatte sich Arnaud Matelly von einem lebenslustigen, aufgeschlossenen Teenager in einen stillen, abweisenden jungen Mann verändert? Immer mehr Fragen türmen sich auf. Das Rätsel hat größere Ausmaße als gedacht. Die Spannung bleibt auf mittlerem Niveau. Jedes Puzzlestück könnte Licht ins Dunkle bringen. Zum Schluss nimmt der Krimi noch einmal Fahrt auf. Der Plot erweist sich als raffiniert gestrickt und hat eine überraschende Wende parat. Capitaine Roger Blanc funktioniert als mitreißende Hauptfigur tadellos. Sein Eigensinn, Gerechtigkeitsempfinden und seine Sturheit haben einen großen Anteil am Unterhaltungswert.

Der urige Reiz der Provence wird auf dem Cover passend in Szene gesetzt. Details aus dem Krimi als Mittel der Gestaltung wären toll gewesen. Der Olivenhain, das abgestürzte Flugzeug, Möglichkeiten hätte es genug gegeben. Auf den Inhalt kommt es an, und der überzeugt. Durch „Brennender Midi“ erweitert Cay Rademacher seine Fangemeinde. Die Neugierde auf den nächsten Band und frühere Bücher der Krimireihe ist geweckt. Capitaine Roger Blanc und sein Team bleiben im Gedächtnis.