Die Provence brennt

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bb56 Avatar

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Zum ersten Mal lese ich ein Buch von Cay Rademacher und bin schon nach den ersten Seiten gefangen von der Story. Nach dem ersten Kapitel habe ich mir Band 1 und 2 bestellt, weil ich Capitaine Blanc besser kennenlernen möchte. Die beteiligten Personen ergeben sofort einen brisanten Handlungsrahmen: ein abgestürzter Militärpilot aus der benachbarten Flugschule, der im Olivenhain des Platzhirschen seinen Tod findet, ein algerischer Zeuge mit seiner offensichtlich streng muslimischen Tochter, ein aus Paris strafversetzter Flic ( schade, daß Lino Ventura und Yves Montand etc. nicht mehr leben), dann kurz darauf der algerische Landarbeiter/Augenzeuge, der im nämlichen Olivenhain erstochen aufgefunden wird.
Gemächlich entwickeln sich die Aufklärungsarbeiten zum Absturz und Mord, noch wird von 2 vermutlich unabhängigen Fällen ausgegangen, wenngleich örtliches und zeitliches Zusammentreffen wohl kein Zufall sein können. Ich erfahre so nebenbei einiges über die Lebensumstände der handelnden Personen. Die Kollegen Blancs sind sperrige aber sympathische Charaktere. Der Autor zeichnet einrealistisches Bild der sozialen Spannungen in der Bevölkerung Südfrankreichs und deren legendäre Abneigung gegen alles und jeden, der aus der Hauptstadt kommt. Auch die beängstigende Banalität des Bösen mit ihren Wurzel im tristen Sozialbaumilieu einer Großstadt sitzt dem Leser wie ein Albtraum auf der Brust. Im letzten Drittel nimmt durch ein retardierendes Moment die Spannung noch einmal zu und der Plot endet mit einem zynischen und leider total nachvollziehbaren Auftritt des zuständigen Staatssekretär und Ehemannes der Geliebten Blancs. Bravo!