ein brandaktueller französischer Krimi

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tayjan Avatar

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Ermittler dieses Krimis ist Capitaine Roger Blanc mit seinen Kollegen Sous-Lieutenant Fabienne Souillard und Lieutenant Marius Tonon. Blanc war Korruptionsermittler und wurde erst vor kurzem von Paris in die Provence versetzt, unfreiwillig, wie deutlich wird. Hierauf wird im Buch immer wieder Bezug genommen, die genauen Gründe werden jedoch nie genannt. Er hat zwei große Kinder, seine Frau hat ihn verlassen, was er noch nicht so ganz verwunden zu haben scheint. Es hindert ihn jedoch auch nicht, eine Affäre mit der verheirateten Richterin Aveline Vialaron-Allègre zu haben. Fabienne ist lesbisch und steht kurz vor ihrer Hochzeit, die sie gerade vorbereitet. Über Marius erfährt man kaum etwas, außer dass er sein Leben lang nicht mehr befördert werden wird wegen einer Sache aus der Vergangenheit.

Zu Beginn des Buches werden sie zum Absturz eines Militärflugzeugs in einem Olivenhain gerufen. Der Pilotenschüler Matelly befand sich mit anderen Pilotenschülern auf seinem letzten Nachtflug, bevor sie am nächsten Tag alle ihre Ausbildung bestanden hätten. Bereits im Landeanflug auf die Basis stürzte er jedoch im Olivenhain ab und starb. Als Blanc sich umhört, stößt er auf einige Ungereimtheiten: Niemand seiner Kameraden scheint sich so recht für ihn interessiert zu haben oder seinen Tod zu bedauern. Der Tote lebte auswärts in einer Mietwohnung, in der sich viele teure Luxusgegenstände finden. Seine Eltern sind tot, reich ist er nicht. Wovon konnte er diese bezahlen? Auch der Obduktionsbericht der Gerichtsmedizinerin stellt ihn vor weitere Rätsel. Im Rahmen seiner Ermittlungen stößt er auch auf einen Flugclub, in dem der Verstorbene Mitglied war. Dort erfährt er, dass Matelly sich öfter mal ein Flugzeug für längere Strecken mietete. Wofür brauchte er das wohl?

Am Absturzort befinden sich drei Personen, die angeben, Zeugen zu sein: Die Nachbarin von Blanc, mit der er schon Schwierigkeiten hatte, die außerdem angibt, eine Hexe zu sein und sich extrem seltsam verhält; ein Tankwagenfahrer mit einer großen Klappe, der mit seiner Schilderung unbedingt in die Presse will und ein vorbestrafter Araber. Ihre Schilderungen widersprechen sich und werfen zudem noch mehr Fragen auf, was die Ermittlungen nicht gerade erleichtert.

Der Olivenhain, in dem das Flugzeug abgestürzt ist, gehört Monsieur Bondard, der dafür bekannt ist, sich über alles und jeden zu beschweren. Blanc stellt fest, dass Bondard bereits mehrere Anzeigen gegen die Flugschüler gestellt hat, die er mit Fotos der Flugzeuge garniert hat, weil diese so laut über seine Burg flögen, dass er keine Feriengäste mehr habe. Der Chef von Blanc hat diese Anzeigen jedoch quasi unter den Tisch fallen lassen, was Blanc auch Kopfzerbrechen bereitet.

Als dann noch Bondards Landarbeiter im Olivenhain erstochen wird, stehen Blanc viele Spuren zur Verfügung, die er zu einem Bild zusammen zu fügen versucht.

Der Krimi konzentriert sich sehr stark auf Blanc als Hauptperson. Er wird gut geschildert, während die anderen Personen recht farblos bleiben.

Stark auffallend und ungewöhnlich für einen Krimi, der nicht auf wahren Begebenheiten beruht, sind immer wieder eingestreute Kommentare über tatsächliche Geschehnisse der letzten Zeit, wie der Flugzeugabsturz der Air France Maschine in den Alpen vor einem Jahr oder der terroristische Anschlag in Belgien. Hierdurch wird das Gefühl erzeugt, dass es auch in diesem Buch um einen "echten" Fall geht. Einerseits finde ich dieses Stilmittel durchaus interessant, andererseits halte ich es bei der konkret gewählten Geschichte für nicht so passend. Allzu leicht entsteht so der Eindruck einer gewissen Beeinflussung des Lesers in politischer Hinsicht bzw das Gefühl, dass hier weitere Vorurteile aufgebaut oder bekräftigt werden sollen. Vermutlich ist das gar nicht gewollt, bei einem solch hoch explosiven Thema hinterlässt es jedoch einen gewissen negativen Beigeschmack zu dem Krimi, der ansonsten gut geschrieben und spannend zu lesen war.

Die Handlung ist schlüssig und gut strukturiert, leider bleiben am Ende jedoch einige Fragen offen.