Profunder Polizei-Krimi mit viel Lokalkolorit

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rebekka Avatar

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Mit „Brennender Midi“ hat Cay Rademacher nach „Mörderischer Mistral“ und „Tödliche Camargue“ den dritten Krimi um Capitaine Roger Blanc abgeliefert – und erneut einen Volltreffer gelandet. Die Toten sind diesmal ein junger Pilot, der mit seinem Flugzeug in einem Olivenhain abstürzt und ein regelrecht hingemetzelter algerischer Landarbeiter. Während der erste auch einem Unfall zum Opfer gefallen sein könnte, handelt es sich im zweiten Fall eindeutig um Mord. Und wie schon in seiner Zeit als Kriminalbeamter in Paris verbeißt sich Blanc regelrecht in diese Todesfälle, lässt sich weder von Politikern noch örtlichen Prominenten bei seiner Suche nach dem Täter stoppen und macht sich damit – wie schon vor seiner Strafversetzung in die Provinz – keine Freunde. Im Gegenteil: Er klärt die Morde zwar auf, wird aber zum Schluss wieder einmal von seinem Erzfeind gedemütigt. Immerhin sichert er mit der schweigenden Hinnahme dieser unfairen Behandlung seinen sympathischen Kollegen die lange verweigerte Anerkennung. Als mitleidender Leser wünscht man sich aber doch, dass Staatssekretär Jean-Charles Vialaron-Allègre in nicht allzu ferner Zukunft samt seiner ehebrecherischen Gattin auf möglichst unangenehme, peinliche Weise aus dem Amt entfernt wird!
Wie von Rademacher nicht anders zu erwarten, ist auch dieser klassische Polizei-Krimi wieder spannend von der ersten Seite bis zum überraschenden und fulminanten Schluss. Er beginnt ganz harmlos mit dem Flugzeugabsturz, führt seinen Protagonisten sodann auf verschlungenen Wegen zu überraschenden Fahndungs-Ergebnissen, bezieht aktuelle Entwicklungen mit ein und lässt das Ganze auf eine Weise enden, mit der wohl niemand gerechnet hatte. Rademacher hat ein Händchen für die Ausarbeitung seiner Figuren, mögen es nun die liebenswerten Kollegen des Capitaine sein, eine skurile „Hexe“ aus der Nachbarschaft oder ein großmäuliger Burgbesitzer. Sie alle tragen zusammen mit den sparsamen, aber sehr bildhaften Landschaftsbeschreibungen zum provencalischen Flair bei, das dieses Buch neben der gut ausgearbeiteten Geschichte und dem flüssigen Schreibstil so lesenswert macht. Das eine oder andere Lokalkrimi-Klischee wie den Rosé saufenden Kollegen und den karrieregeilen Chef verzeiht man ihm dafür gern.
Rademacher ist ein gründlicher Rechercheur, das hat er schon bei seinen ersten, historischen Krimis aus dem Altertum und seiner Krimi-Reihe aus der Nachkriegszeit bewiesen. In diesen Roman fließt aber neben dem aktuellen Tagesgeschehen auch seine Liebe zu den Menschen und der Landschaft in der Provence ein, die er 2013 zu seinem Wohnsitz erwählt hat. Dank einer Karte der Umgebung von Blancs Einsatzort Gadet, die in den Buchumschlag integriert ist, kann man die Wege der handelnden Personen gut nachvollziehen. Ein Krimi, den zu lesen sich lohnt. Ganz besonders für alle, die Frankreich, die französische Lebensart und die französische Sprache lieben.