Klug konstruierter Plot

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Dass Frank Goldammer informative, spannende Bücher verfasst und 'ne ziemlich coole Schreibe hat, war für mich nicht neu. Ich kenne bereits die Max-Heller-Reihe, Zwei Fremde Leben und Im Schatten der Wende - und freue mich bereits auf Die Verbrechen der anderen. Niemand sonst schafft es, Historisches und Kriminalistisches derart gekonnt zu verknüpfen, dass man einerseits dabei lernt, andererseits gut unterhalten wird. Daher war Bruch für mich quasi eine Pflichtlektüre. Hier habe ich mich aus Zeitgründen für das Hörbuch entschieden und es absolut nicht bereut.

Stefan Kaminski ist nicht nur ein deutscher Schauspieler, Autor und Synchronsprecher, sondern auch ein großartiger Hörbuchsprecher. Er hat eine sehr angenehme Stimmfarbe und weiß genau, wann er Sprechpausen einlegt und welche Betonungen wählt, um entweder Drama, Nervenkitzel oder eine sanfte Note einfließen zu lassen. Es wird nie langweilig, ihm zu lauschen. Man kann sich komplett von ihm berieseln lassen und in der Geschichte versinken.

Und diese hat es echt in sich!
Nachdem ein 12-jähriges Mädchen in einem Stadtteil von Dresden spurlos verschwunden ist, sind die Menschen in Panik. Die beiden Ermittler Felix Bruch und Nicole Schauer werden auf diesen Fall angesetzt. Ein Duo, das mich wahnsinnig gemacht und auch zum Lachen gebracht hat. Die Figuren könnten unterschiedlicher nicht sein. Felix, der wenig redet, schroff rüberkommt und sich nicht immer an Abmachungen hält. Auf der anderen Seite Nicole, die viel empathischer ist, aufgeschlossener und dadurch (trotz ihrer aggressiven Ausrutscher) auch liebenswerter. Wobei ich sagen muss, dass mich Felix mehr fasziniert hat. Eben weil er seine Ecken und Kanten hat und eben nicht mit dem Strom schwimmt. Jedenfalls haben es die beiden Protagonisten eine Menge zu tun - mit sich, mit dem Fall - und lassen den Leser daran teilhaben.

Ob Celina, das verschwundene Mädchen, noch lebt, kann keiner sagen. Man hofft und bangt und möchte das Bestmögliche versuchen, um sie zu finden. Die Chancen dafür könnten gut stehen, denn der Fall erinnert an einen ähnlichen von vor zwei Jahren, bei dem das Mädchen nach zwei Wochen wieder aufgetaucht ist. Ich konnte gut nachvollziehen, warum sich die Eltern dieses Mädchens weigerten, bei dem neuen Fall mitzuhelfen. Ich denke, man will traumatische Ereignisse einfach irgendwie vergessen und nicht ständig mit ihnen konfrontiert werden. Auch wenn das bedeutet, dass man wegsieht, statt zu helfen. Insbesondere dann, wenn Angst mit ihm Spiel ist. Und die wird wieder präsent, als herauskommt, dass Celina die beste Freundin des anderen Mädchens ist. Wie reagiert man dann als Elternteil? Man möchte wahrscheinlich nicht wahrhaben, dass man nicht länger die Augen davor verschließen kann. Da kriege ich echt Gänsehaut bei.

Generell wirkt der ganze Plot sehr genau konstruiert und ausgefeilt. Nichts wird dem Zufall überlassen. Man schlittert von einem Punkt zum nächsten, und ehe man es sich versieht, klappt man die Buchdeckel zu und fragt sich, wann es wohl eine Verfilmung von diesem Roman geben wird. Verdient hätte er es! Eine gute Figurenausarbeitung, die bildhafte Darstellung des Settings und die gewohnt coole Schreibe des Autors machen BRUCH, wie eingangs erwähnt, zu einer Pflichtlektüre.