Ungewöhnliches Ermittler-Gespann, komplexer und spannender Krimi!

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Inhalt
Hauptkommissarin Nicole Schauer hat nach der Trennung von ihrem Lebensgefährten vergeblich um die Zurückversetzung nach Hamburg gebeten und muss nun ihre Stelle in einer neuen Abteilung in Dresden antreten. Der ihr zugeteilte Kollege, Hauptkommissar Felix Bruch, macht auf sie keinen vorteilhaften Eindruck, er ist wortkarg und ignoriert gesellschaftliche Umgangsformen, sodass sie ihn zunächst für einen Autisten hält. Für einen heiklen Fall, bei dem es um ein verschwundenes zwölfjähriges Mädchen geht, scheint ein unsensibler und unzuverlässiger Partner denkbar ungeeignet zu sein. Schauer stellt allerdings bald fest, dass Bruch ein kluger Ermittler ist, der auch sehr eigene – und gefährliche – Wege geht. Als die Ermittlungen nicht vorankommen, weil einige Menschen, darunter die Familie Herzfeld, deren Tochter Linda zwei Jahre zuvor verschwunden war und nach einiger Zeit wieder auftauchte, eine Aussage verweigern, greifen Bruch und Schauer zu unorthodoxen Methoden, ohne ihren Vorgesetzten zu informieren…

Beurteilung
Die beiden Protagonisten der neuen Krimireihe von Frank Goldammer sind außergewöhnliche Persönlichkeiten. Felix Bruch ist laut Aussage seines Chefs „etwas eigen“, man kann ihn aber auch als geeigneten Kandidaten für die Psychiatrie ansehen – zumindest solange, bis man Informationen zu seinem Leben und seiner beruflichen Vorgeschichte erhält. Nicole Schauer ist jedoch auch alles Andere als normal: Sie hat eine extrem gestörte Impulskontrolle und neigt zur Gewalttätigkeit, außerdem ist sie ihrem neuen Kollegen gegenüber, in dessen Leben sie neugierig herumschnüffelt, unangenehm übergriffig. Die Geschichte um dieses außergewöhnliche Duo wirkt nicht immer vollkommen glaubwürdig, Schauer hätte schon vom Dienst suspendiert oder wenigstens mehrfach abgemahnt werden müssen und Bruch hätte zum Aufsuchen des polizeipsychologischen Dienstes verpflichtet werden müssen. Andererseits generiert diese Konstellation ungewöhnlicher Charaktere mit ungewöhnlichen Ermittlungsmethoden eine enorm steile Spannungskurve. Als Bruch und Schauer zwei Nächte in einem verfallenen Bauernhof, in dem es spuken soll, verbringen, greift der Autor routiniert in die Trickkiste der Spannungselemente und die höchst anschauliche Beschreibung der Vorgänge macht es quasi unmöglich, den Roman aus der Hand zu legen.
Der Fall ist verwickelter als es zunächst den Anschein hat, sodass der Leser die Zusammenhänge nicht vorzeitig durchschauen kann und sich zum Schluss mit zwei gelungenen Überraschungen konfrontiert sieht. Da bleibt dem Leser nur die ungeduldige Erwartung des nächsten Bandes, um zu erfahren, wie es mit der Zusammenarbeit des exzentrischen Ermittlerteams weitergeht.

Fazit
Ein komplexer erster Fall für ein ungewöhnliches, leicht „überzeichnetes“ Ermittler-Gespann, der atmosphärisch und hochspannend präsentiert wird - lesenswert!