Gut geschrieben, aber...

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
mangobelle Avatar

Von

"Brüder für immer" ist die Erinnerung von Quentin Bell, Sohn der bekannten englischen Malerin Vanessa Bell und somit Neffe der englischen Schriftstellerin Virginia Woolf. Jedenfalls behauptet das der eigentliche Autor Rindert Kromhout ;)

Quentin erzählt darin seine Jugenderinnerung von 1925, als er mit seiner bunten Familie ein Landhaus bezieht in dem künftig diverse zeitgenössische Künstler ein und aus gehen bis 1937, dem Jahr als sein älterer Bruder und bester Freund Julian Bell im Spanischen Bürgerkrieg fällt.

Das Buch ist unterteilt in 13 Kapitel, die jeweils mit dem Jahresnamen überschrieben sind. Es ist daher nur natürlich, dass die Erzählung nicht sehr detailreich ist, sondern jeweils nur einzelne Anekdoten erzählt, die dann in sich ein ganzes Bild ergeben sollen. Aber genau hier liegt meiner Meinung nach der Schwachpunkt des Buches. Den durch die Kürze können viele Figuren nur angerissen werden und bleiben meist blass. Das einige politische Ereignisse auch nur kurz und sehr einfach erklärt werden, fand ich noch ok - schließlich handelt es sich auch um ein Jugendbuch (ab 12) und wahrscheinlich lesen viele Leser von z.B. Benito Mussolini zum ersten Mal. Aber wenn eine Virginia Woolf ständig erwähnt wird, aber blass bleibt und man etwa von einem Lytton Strachey zwar erfährt, dass er einen langen Bart hatte, an dem immer die Essensreste klebten, aber am Ende googeln muss, wie denn nun sein letztes berühmtes Werk hieß, so ist das einfach nur schade.

Etwas befremdlich fand ich auch, dass der Autor aus der Sicht von Quentin Bell, der tatsächlich von 1910 bis 1996 gelebt hatte, erzählte. Im Nachwort steht, dass der Autor Monk's House (das Hause von Virginia Woolf) und Charleston (das Haus der Bells) mehrmals besucht hat und sich in unzählige Erzählungen, Berichte und Biographien eingelesen hat. Dennoch hätte ich es besser gefunden, das Buch wäre vom Sohn der Köchin erzählt wurden. Aber das ist nur meine Meinung und stört sicher Andere nicht.

Der Stil selbst ist sehr einfach gehalten - es ist schließlich ein Jugendbuch, "aufgeschrieben" von einem Jugendlichen - aber dennoch gut erzählt.

Trotz der Fehler, die dieses Buch für mich hat, kann ich es trotzdem empfehlen. Für einen regnerischen Feiertag, wie er gestern war, war es genau die richtige Lektüre.