Wunderbare Familiengeschichte

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Das Buch "Brüder für immer" spielt in den Jahren 1925 bis 1937 und handelt von einer weltoffenen und exzentrischen Künstlerfamilie in England, die es in dieser Konstellation auch wirklich gegeben hat. Der Autor Kromhout hat über die Familie sehr gut recherchiert und kann ich mir genau durch dieses Buch vorstellen, wie die Familie in dem wunderschönen Haus in Sussex gelebt hat.
Es handelt vor allem von den zwei Brüdern Quentin und Julian, die im Jahr 1925 mit ihrer Mutter und ihrem homosexuellen Künstlerfreund Duncan und ihrer kleinen Schwester Angelica auf das Land ziehen, da sie genug von dem Londoner Stadtleben haben. Ihr Vater Clive Bell bleibt in London wohnen, besucht die ungewöhnliche Familienkonstellation allerdings so oft wie er nur kann.
Die beiden Jungen verleben mit den außergewöhnlichen Künstlergästen in ihrem Haus und ihrem wundervollen Baumhaus eine fabelhafte Kindheit, die sich jeder Erwachsene und jedes Kind wünscht. Sonntags geht es zu ihrer Tante Virginia Woolf zum Theaterspielen und die ganze Familie lebt in einer friedlichen Blase, der all die Irrungen und Wirrungen der Welt, nichts anhaben kann. Jeder Zeile des Buches ist so gefühlvoll geschrieben, dass es eine wunderbare wohlige Grundstimmung hat, in die der Leser versinkt.
Gewisse Szenen mit den interessanten Gästen des Hauses, erinnern mich an das Geisterhaus von Isabel Allende, da diese Besucher das Haus zum leben bringt und die Familie ausmachen.
Je älter die Brüder werden, umso mehr entwickeln sich ihre Interessen. Julian beginnt sich immer mehr für Politik zu interessieren und Quentin beginnt Lehrstunden bei seiner Tante Virginia zu nehmen, da er den Wunsch hegt ein Schriftsteller zu werden. Auch hier wünscht man sich keine anderen Eltern für die beiden Jungs, da ihre Eltern sie in all ihren Wünschen unterstützen und sie lehren jede Handlung kritisch zu hinterfragen und niemanden nachzulaufen.
Doch die glückliche Blase, in der die Künstlerfamilie lebt platzt, indem Julian ein Familiengeheimnis entdeckt und offenbart und zutiefst verletzt ist, da seine Eltern dieses Geheimnis über Jahre vor ihren Kindern verheimlicht haben. Die selige Familienzusammengehörigkeit ist erschüttert und Julian beginnt sich immer mehr von seinen Eltern und auch von seinem geliebten Bruder abzuspalten. Sein Wunsch sich seinen kommunistischen Genossen anzuschließen wird immer stärker und so beschließt er an dem spanischen Bürgerkrieg auf der Seite der Kommunisten zu kämpfen. Aus dieser Schlacht kehrt Julian leider nicht lebend zurück und Quentin muss sein Versprechen einlösen, dass er ein Buch über seinen Bruder schreibt, falls er nicht aus dem Krieg zurückkehren wird.

Ein wirklich durch und durch gelungenes Buch, indem nicht wirklich so viel passiert, aber dies braucht das Buch auch nicht. Jede Figur in dem Buch ist so interessant und die Grundstimmung so fabelhaft, dass man sich als Leser nur eines wünscht, Teil dieser großartigen und modernen Familie sein zu dürfen.