Anders als man denkt

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nicole.schumann Avatar

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Das Buchcover sticht in knallrot sofort ins Auge.
Oliver Lovrenskis autobiographischer Roman "bruder, wenn wir nicht family sind, wer dann" will poetisch und kraftvoll von einer Jugend in Oslo erzählen.
Wenn man sich auf den Stil - durchgängige Kleinschreibung, so etwas wie eine Tagebuchform - einlassen kann, dann hat das Buch durchaus was davon.
Es erzählt von vier Freunden, die zwischen Drogen, Gewalt, kaputten Familien und einer sehr tiefen Loyalität zueinander in einer zwar reichen, aber gleichgültigen Gesellschaft aufwachsen, zu der sie doch nicht dazugehören. Und dies über weite Strecken des Buches auch nicht wollen. Erst am Ende, nachdem es mehrere Todesfälle gab, sagt der Autor, er will die Ausnahme sein...

Das Buch mag die Gefühle eines Teiles der Jugend widerspiegeln und hat auch wirklich einige sehr nachdenkliche und tiefe Momente. Doch bedingt durch die einfache und oft sehr oberflächliche Sprache bleiben die Charaktere ebenfalls oberflächlich, die Freundschaften eher Zweckgemeinschaft und die Geschichte nicht wirklich mitreißend. Ich habe oft den Eindruck, hier will etwas wirklich wichtiges auf eine etwas andere Art und Weise erzählt werden, aber es fehlt an der Umsetzung.

Mal schauen, was man von dem Autor in Zukunft noch hört. Viel anzuknüpfen gibt es an dieses Buch wahrscheinlich nicht.