Harte Realität

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maimouna19 Avatar

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„bruder, wenn wir nicht family sind, wer dann“ schildert den Alltag von vier Osloer Jungs mit Migrationshintergrund. Ivor, der Ich-Erzähler, Marco, Arjan und Jonas, sind die Protagonisten, die in den Außenbezirken Oslos, sozialen Brennpunkten, aufwachsen. Sie haben unterschiedliche Wurzeln, aber die gleichen Probleme. Zerrüttete Familien, die keinen Rückhalt bieten, fehlendes Geld, ständige Ablehnung – der Weg vom Schulschwänzer zum gewaltbereiten Drogendealer ist nahezu unausweichlich; Zukunftsträume werden wohl Träume bleiben.
Der Autor, Oliver Lovrenski, geboren 2003, wuchs in Oslo als Sohn kroatisch-norwegischer Eltern auf. "bruder, wenn wir nicht family sind, wer dann", ist sein autobiographischer Debütroman, den er teilweise auf dem Handy schrieb.
Der Text besteht aus kurzen, fast fragmentartigen Kleinstgeschichten, verzichtet auf Groß- und Kleinschreibung und korrekte Grammatik, die Zeichensetzung ist kreativ, so dass der Leser das Gefühl hat, die Handynotizen eines Jugendlichen zu lesen. Auch die Sprache ist eine echte Herausforderung, es ist der „Sound der Straße“, rau und ungeschliffen, ein Slang gespickt mit arabischen, kroatischen und somalischen Begriffen.
Sprache und Stil lassen die Geschichte krass authentisch erscheinen und haben mich so in den Bann gezogen, das ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Der Roman schildert brutal ehrlich die unschöne, harte Realität und die Perspektiv- und Hoffnungslosigkeit dieser Jugendlichen am Rande der Gesellschaft. Da fragt man sich schon, ob in unserer Gesellschaft nicht irgendetwas so richtig schief läuft!