Junge Stimme aus Norwegen

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milena Avatar

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Das schmale knallrote Buch mit knappen Kapiteln und einem Glossar, das aber nur einen Teil des verwendeten Slangs der norwegischen Jugend und insbesondere der somalischen Community abbildet, weckt Aufmerksamkeit. Ivor, Marco, Jonas und Arjan stellen die Clique dar, die sich gegenseitig Halt, soweit ihnen das möglich ist, gibt und eine andere, raue und abstoßende Seite einer reichen Stadt wie Oslo zeigt. Der viel und hoch gelobte junge Autor Oliver Lovrenski leugnet nicht autobiographische Züge zu seiner eigenen Geschichte. Vorherrschend bei fast allen ist ein Migrationshintergrund und das, was man prekäre Familienverhältnisse nennt, wenn es denn überhaupt so was wie eine Familie gibt, die die Bezeichnung verdient. Die Jungs schlagen sich mit Drogengeschäften durch und erleben eigentlich immer die gleichen Tage, die von Deals, Streitereien, körperlichen Auseinandersetzungen mit anderen Gangs gezeichnet sind und gescheiterten Beziehungen sowie einem stetig steigenden Eigenkonsum von Drogen jeglicher Art. In ihnen wohnt aber eine Sehnsucht nach einer heilen Welt. Es wird erinnert an spießige Weihnachtsfeiern, simple Familienfeste und Momente der Zuneigung und des Kümmerns. Ein normales Waffelbacken stellt etwas dar, an das man voller guter Gefühle zurückdenkt und was einen erschreckenden Blick darauf gibt, wie arm das Leben dieser vier ist. Was noch halbwegs verwegen beginnt, steuert letztendlich in den kompletten Absturz, den Jonas nicht überlebt. Ein gelungenes Lehrstück einer verlorenen Clique in einem reichen Land.