Bullen und Schweine – Bullenschweine?

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marionhh Avatar

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Ich gebe zu, das „und“ habe ich zunächst überlesen – was dem Lesevergnügen aber keinen Abbruch tat. Vielleicht ist das sogar gewollt?

Inhalt: Kommissar Wolf, gebürtiger Niederbayer und nun in München, sieht das Foto seiner Jugendliebe Klara in der Zeitung, deren Mann, ein erfolgreicher Futtermittelfabrikant und bekannter Lokalpolitiker, ermordet wurde. Er fragt beim Kollegen in Straubing an und wird tatsächlich an den Tatort eingeladen. Dort begutachtet er zusammen mit Kommissar Hartmann die Leiche, die bei einem Schweinemäster in einem Sarg liegt, blutüberströmt und mit Schweinsmaske auf dem Gesicht. So steigt er in den Fall ein. Im Folgenden bringt ihn der Kollege auf den Stand der Ermittlungen, und er erfährt einiges über die Menschen und die Situation in seiner alten Heimat.

 

Schon der Prolog fängt äußerst spannend an. Ein Mann liegt gefesselt und geknebelt in einem Schuppen, hört von draußen Blasmusik von einem Fest und weiß, das er bald sterben wird. Die Beschreibung der Situation auf dem Schweinemästhof ist sehr skurril. Das Bauernpaar versucht einerseits modern zu sein und mit der Zeit zu gehen, andererseits sind sie tief verwurzelt mit niederbayrischen Traditionen. Der Bauer erklärt haarklein, wie sein Betrieb funktioniert. Später bekommt Wolf sogar Tochter samt Hof angeboten, die aber, wie sich später herausstellt, tot ist!

 

Wolf ist zunächst unsicher, er ist zwar ein „Gebürtiger“, wird aber als Fremder wahrgenommen. So meint er sich anbiedern zu müssen und spricht daher mehr Dialekt. Anfangs fällt ihm das schwer, man merkt er war lange weg und hat keine Ahnung mehr, wie viel sich verändert hat. Im Laufe der Geschichte bekommen aber sowohl die Einheimischen als auch der Leser mit, dass Wolf auf einem Bauernhof aufgewachsen ist und sich sehr wohl mit den Gepflogenheiten auskennt. Für ihn ist es eine Reise in seine Vergangenheit, nicht zuletzt weil seine Jugendliebe Klara eine große Rolle spielt.

 

Die Beschreibungen sind sehr detailliert, die Sprache klar und deutlich, aber nicht reißerisch, man kann sich sehr gut vorstellen, wie Landschaft und Bewohner aussehen und fühlt sich sofort mittendrin im Geschehen. Wolf ist kein klassischer Held, er hat Zweifel, kämpft mit alten Gefühlen und Erinnerungen. Nichtsdestotrotz wird er – laut Untertitel- die Welt retten, ob sich das nur auf Niederbayern bezieht oder auf mehr, wer weiß? Er und sein Kollege haben unterschiedliche Auffassungen von dem Fall. Hartmann hängt Verschwörungstheorien an, die bis zur EU nach Brüssel reichen. Wolf hingegen, obwohl erst kurz im Bilde, macht sich sofort Gedanken und sieht die Lösung (momentan) eher in der Person den Toten.

 

Man ist sehr gespannt, wie es weitergeht, welche Rolle Klara spielt, wieso der Bauer den Tod seiner Tochter verdrängt, wie Wolf mit der Reise in die Vergangenheit klar kommt. Raufen sich die beiden Kommissare zusammen? Ist es eine Eifersuchtstat oder die Tat eines Konkurrenten? Oder reicht der Fall doch weiter, und es geht um Futtermittelindustrie und EU-Gelder? Kurz: Was ist da los in Niederbayern??