Verruchte Geheimnisse und verbotene Gefühle: Ein fesselnder Auftakt

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katerose Avatar

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Ich habe mich wahnsinnig gefreut, „Burnham Dynasty“ von Julie Marinello vorablesen zu dürfen, schließlich versprach der Klappentext eine verruchte Geschichte voller Intrigen, Geheimnisse und zarter Gefühle. Schon das Cover, welches in unterschiedlichen Grüntönen daherkommt, wirkt mit den aufgedruckten Nebelschwaden verrucht und geheimnisvoll. Die goldenen Sprenkel verleihen dem Äußeren des Buches eine gewisse Eleganz, die man in der Burnham-Familie keineswegs abstreiten kann. Wenn wir übrigens schon vom Äußeren des Buches sprechen: Der schlichte, grüne Farbschnitt ist sehr schön, wenngleich ich mir gewünscht hätte, dass er nicht nur die längste Außenseite des Buches umfasst hätte. Die mitgereichte Charakterkarte wirkt ästhetisch.

Kommen wir nun mal zu dem wichtigen, nämlich dem Inhalt der Geschichte: Wie man schon aus dem Klappentext herauslesen kann, taucht der Leser in eine Welt voller Tragödien, Intrigen und Geheimnisse ein. Im Mittelpunkt steht Cathy, welche für einige Wochen zu ihrem Vater ziehen muss, weil ihre Mutter, eine Aktivistin durch und durch, auf eine Vortragsreise geht. Cathys Vater arbeitet als Stallmeister auf dem aristokratischen Burnham-Anwesen, auf dem auch Josh, der Freund von Cathys Erzfeindin Charlotte haust. Schnell merkt Cathy, dass hinter der glamourösen Fassade der Familie Burnham nicht alles Gold ist, was glänzt. Und plötzlich erschüttert ein Mord das Anwesen, für den Cathys Vater unter Verdacht gerät. Was bleibt Cathy übrig, als sich mit dem Burnham-Spross Josh zusammenzutun und den Geheimnissen auf die Spur zu gehen?

Der Roman wird aus zwei Sichten geschrieben, einerseits jener von Cathy, andererseits jener von Josh. Dadurch wirkt die geheimnisvolle Geschichte dynamisch und dank der verschiedenen Gedankengänge auch sehr facettenreich. Die Dynamik wird übrigens auch durch die unterschiedliche Länge der Kapitel untermauert: Von zweiseitigen Kapiteln bis hin zu längeren, beinahe 20 Seiten umfassenden Schilderungen ist alles dabei.

Besonders gut gefallen hat mir die Kulisse der Geschichte: Durch detaillierte Beschreibungen des Anwesens, der Ställe, der Landschaft und der aristokratischen Lebensweise der Burnhams fiel es mir alles andere als schwer, mich der düsteren Stimmung des Buches hinzugeben. Ich hatte zeitweise das Gefühl, direkt auf dem Anwesen zu stehen, die Geheimnisse zu belauschen und die verbotene Anziehung der Figuren live mitzuerleben. Ich habe gezittert, geflucht und mitgefiebert. Romantische Momente und kleine Lichtblicke in die Irrungen und Wirrungen sorgten stets dafür, dass die Spannung gehalten wurde und, dass ich es einfach nicht lassen konnte, das Buch wegzulegen.

Beide Charaktere wirkten auf mich sehr vielseitig und gerade dadurch sehr greifbar. Cathy mit ihren Ängsten, ihrer Skepsis und ihrer Introvertiertheit war mir sehr sympathisch, zumal mehrmals klar wurde, dass das Leben sie so gezeichnet hatte. Nachdem man die Familienverhältnisse der Burnhams nur wenige Seiten beobachtet hat, war für mich auch das Verhalten von Josh durchaus nachvollziehbar: Die Einsamkeit, die Enttäuschung und der Drang nach Bestätigung sind nur einige der Fassaden des Protagonisten.

Marinello hat einen eigenen, besonderen Schreibstil: Mithilfe detaillierter Beschreibungen, teils verschachtelter (aber verständlicher) Sätze sowie zahlreicher Dialoge gelingt es ihr, die Spannung zwischen äußerer Ordnung und innerem Chaos hervorragend darzustellen. Die Geschichte wirkte lebendig und gleichzeitig mystisch, was mir so gut gefallen hat, dass ich sie innerhalb von zwei Tagen verschlungen habe.

Zusammenfassend kann ich also sagen, dass mich „Burnham Dynasty“ vollkommen überrascht und ja, aus den Socken gehauen hat. Ich habe die Intrigen, das Drama und die leisen Gefühle geliebt und freue mich daher schon riesig auf den zweiten Teil.