Erwartung übertroffen

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gelesen123 Avatar

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Beim Thema, die Lebensgeschichte von Todkranken für die Angehörigen zu verfassen, werden vermutlich unterschiedliche Erwartungshaltungen an das Buch hervorgerufen. Der Debütroman, und so sollte das Buch, als Roman, auch gelesen werden, dreht sich um die Lebensgeschichte der todkrankten Anni. Die Schuld die sie ihr ganzes Leben seit dem ungeklärten Verschwinden ihrer 18-jährigen Schwester Kathi in London im Dezember 1974 mit sich trug, drückt schwer. Ihre langjährige Ehe mit einem despotischen Mann, den beide aus der Jugendzeit kennen, machte ihr Leben nicht einfacher. Erst nach seinem Tod kann sie nach einem Zusammenbruch kurzfristig sie selbst sein, bevor zwei Jahre später eine Krebserkrankung sie auf die palliative Beratungsambulanz führt. Durch das Projekt „Lebensbuch“ in der Klinik muss sich die sterbenskranke Anni der Vergangenheit stellen, die so viele Jahre sorgsam verborgen blieb. Die im Krankenhaus neu eingestellte Henrietta, gerade einmal 32 Jahre alt, muss sich in ihrer Rolle als Moderatorin erst finden und stellt für Anni unangenehme Fragen und Nachforschungen an.
Im Buch entwickeln sich beide Figuren und passen sehr gut zusammen um die Geschichte interessant zu gestalten. Gerade durch den Wechsel, einmal aus der Perspektive der Anni, einmal aus Henriettas Sicht erzählt, kommt keine Langeweile auf.
Am Ende wird nicht alles gut, jedoch entwickelt sich die Geschichte anders, als anfänglich erwartet. Ein gut verfasster Roman der angenehm geschrieben ist. Am Schluss fügen sich die Einzelereignisse zu einem stimmigen Bild zusammen.