Nicht ganz rund

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bluesjj Avatar

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Bevor ich zu meinem Leseeindruck von „Café Leben“ komme, muss ich noch kurz etwas von diesem wunderschönen Cover schwärmen. Hach, so schön und definitiv ein Blickfang in jeder Buchhandlung. Doch leider spiegeln das Cover und der Titel für mich nicht wirklich den Inhalt des Buches wider. Ich habe eine lebensbejahende, mitreißende und emotionale Geschichte erwartet. Habe meiner Meinung nach aber eine eher distanzierte und wenig einfühlsame Handlung vorgefunden. Das finde ich schade, hat die Story doch meiner Meinung nach so viel Potenzial, intensiv und nahbar zu sein, ohne gleich zu kitschig oder rührselig zu werden.

Klar, das mag daran liegen, dass die beiden Hauptcharaktere durch ihre unschönen Erfahrungen ihre Gefühlswelt vor anderen verschließen, aber darüber hinaus fehlt es mir in diesem Buch auch an wirklicher Interaktion miteinander. Es wird viel geredet, aber nur wenig wirklich intensiv miteinander. Den seelischen Prozess, den die sterbenskranke Annie im Laufe der Handlung durchlebt, konnte ich noch ganz gut nachvollziehen. Henrietta, die mir auf 310 Seiten beinahe fremd geblieben ist, nahm ich allerdings den doch sehr raschen Sinneswandel mit all seinen zusätzlichen Begleiterscheinungen (z.B. ist ihr Hund nicht nur nicht mehr verhaltensgestört, sondern er stinkt plötzlich auch nicht mehr) und die plötzliche Nähe zu Annie nicht wirklich ab. Und warum gibt es am Ende keine Konfrontation mit den Eltern?

Die Idee mit den Lebensbüchern finde ich dagegen übrigens richtig gut. Doch welche Lebensgeschichte wurde hier eigentlich wirklich in den Fokus gerückt. Tatsächlich die von Annie oder doch eher die der verschwundenen Kath?

Für mich sind leider zu viele Dinge nicht ganz rund oder nicht nachvollziehbar, deshalb gibt es eher durchschnittliche 3 Sterne.