zwischen Leben und Tod

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elohym78 Avatar

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Henrietta Lockwood bewirbt sich in der Rosendale-Krebsambulanz auf einen Posten als Schreibkraft für das Projekt Lebensbuch. Ihr Job wird es sein, in sieben Sitzungen die Lebensgeschichte totkranker Menschen aufzuschreiben und diese in einem Lebensbuch festzuhalten. Henrietta ist bestens für diese Stelle geeignet, da sie nicht zu Gefühlsausbrüchen neigt und emotionalen Abstand wahren kann. Doch bereits ihre erste Klientin, geht ihr unter die Haut.

Das Cover zeigt eine junge Frau, die ihrem Gegenüber aufmerksam zu hört. Sie sitzt im Café Leben an meinem Tisch, hält eine Kaffeetasse in der Hand und blickt ihrem Gegenüber gespannt in die Augen. Sie scheint versunken in das Erzählte und signalisiert, dass ihr Gesprächspartner der wichtigste Mensch auf Erden ist. Ich liebe dieses Coverbild, da es ungeteilte Aufmerksamkeit, Intimität und Verständnis vermittelt. Wenn mich jemand bei einem Gespräch so anblickt, weiß ich, dass es gut ist.

Jo Leevers hat mit ihrem Roman Café Leben ein interessantes Buch geschaffen. Ich hatte mit einem rührseligen, gefühlsbetonten Buch gerechnet, dass mich zu Tränen rührt und mich emotional an meine Grenzen treibt. Denn von Lebensbüchern habe ich schon Berichte im Fernsehen gesehen, die es totkranken Menschen ermöglicht, ihren Angehörigen ein bleibendes, lebendes Stück Erinnerung zu schaffen. Jo Leevers hingegen springt nicht auf den emotionalen Zug auf, sondern verwebt das Traurige mit einer Art kriminal Geschichte zu etwas ganz eigenem.
Henrietta trifft mit ihrer ersten Kundin Annie direkt auf ein Geheimnis. Annies Schwester Kath hat sich das Leben genommen, aber ihre Leiche wurde nie gefunden. Ihr ganzes Leben quälte Annie sich mit der Ungewissheit und dem Gedanken, einen leeren Sarg zu Grabe getragen zu haben. Kurzentschlossen übernimmt Henrietta die Ermittlungen, um Annie vor ihren Tod Frieden zu schenken.

Beide Frauen lernen während des Projekt Lebensbuch nicht nur ihren Gegenüber, sondern auch sich selber kennen. Was treibt sie an, was macht sie glücklich und was stimmt sie traurig. Eine innere Reise, die durch äußere Umstände geprägt und angetrieben wird. Leider war es mir nicht möglich, mit ihnen einen Beziehung aufzubauen.
Annie und Henrietta waren mir in ihren Denk- und Lebensweisen sehr fremd und wirkten unnahbar. Sie scheinen sich von der Außenwelt abgekapselt und ihrer Trauer verschanzt zu haben, was mich traurig stimmte. Erst durch die gemeinsame Arbeit öffneten sich die Frauen und ließen Außenstehende in ihr Leben. Die Entwicklung der beiden beobachtete ich zwar interessiert, aber emotional distanziert.

Mein Fazit
Ganz anders als gedacht. Mich hat es leider nicht fesseln können.