Wenn aus Flüchtlingen (konkrete) Menschen werden

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Oscar ist nicht besonders begeistert, in den Sommerferien wochenlang mit seinen Eltern und ihrem Hund über das Mittelmeer zu segeln, doch der Segeltörn entwickelt sich schnell anders als geplant, als die Familie zwei afrikanische Kinder, Nala und ihren kleine Bruder Moh aus dem offenen Meer fischen. Wie sich herausstellt, haben sie auf der Flucht ihren Vater verloren und auch die Mutter ist tot. Zunächst versuchen Oscars Eltern, die Kinder an einem der nächsten griechischen oder italienischen Häfen "abzugeben", aber niemand fühlt sich zuständig, sodass sie viel Zeit mit ihnen am Boot verbringen und sich trotz der Sprachbarrieren immer näher kommen und mehr über das Schicksal der Kinder erfahren. Besonders für Oscar ist es dann immer weniger vorstellbar, sich an einem der kommenden Häfen doch von seinen neuen Freunden trennen zu müssen und sie einem ungewissen Schicksal in einem Flüchtlingslager dort zu überlassen.

Das Buch behandelt ein sehr wichtiges Thema und zeigt einmal mehr, welche Schicksale sich hinter jedem einzelnen Flüchtling verbergen, wenn man ihn näher kennenlernt. Oscar geht vollkommen unbefangen mit Nala und Moh um, wie es Kinder eben machen, während Erwachsene oft erst einmal durch den Kopf geht, welche Probleme entstehen könnten. Aber auch seine Eltern begegnen den Kindern recht offen, wenn auch immer mit dem Hintergedanken, dass es einfach keine andere Lösung gibt, als sie in einem der Häfen zurückzulassen. Perspektivwechsel zeigen auch immer wieder, wie es Nala und Moh in der Situation geht, wie sie sich langsam besser fühlen und Vertrauen aufbauen, aber zugleich auch Angst haben, wieder von der Familie getrennt zu werden. Es wird zudem auch sehr deutlich, dass selbst kleinen unbegleiteten Kindern auf der Flucht keine Hilfe angeboten wird, weil viele Länder im Süden Europas mit der Situation überfordert und allein gelassen sind. Auf jeden Fall macht der Roman auf diese Problematik aufmerksam, aber zugleich auch Mut, auch Flüchtlingen hier in Deutschland unvoreingenommener entgegen zu treten und den einzelnen Menschen zu sehen und seine Geschichte zu erfahren, um Vorurteile abzubauen. Ich denke, das Buch ist daher auf jeden Fall auch eine sehr empfehlenswerte Schullektüre für die Unterstufe oder auch schon die vierte Klasse der Grundschule.