Einblicke in das Leben einer Drogenbaronin

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wuschelchen99 Avatar

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Lola Vasquez ist die Chefin einer Drogengang in Huntington Park, LA. Sie lebt vom Drogenverkauf, der Geldwäsche und muss dabei knallharte Entscheidungen treffen, auch wenn diese einen Mord beinhalten. Als sie um einen Gefallen gebeten wird, löst sie unwissentlich einen Krieg mit einem anderen Drogenkartell aus. Plötzlich scheint in Lolas Leben nichts mehr zu sein, wie es einmal war. Wem kann sie nun wirklich noch vertrauen?

Der Thriller „Capitana“ von Melissa Scrivner Love ist das Folgebuch zu „Lola“.

In dieser rasanten Geschichte erlebt der Leser auf eine packende und anschauliche Weise, wie die junge Latina Lola Vasquez ihren Alltag im Drogenmilieu erlebt. Sie, die selbst nicht abhängig ist, aber über ihre Gang Drogen verkauft und Geld wäscht, lebt einfach davon, so wie andere Frauen an der Supermarktkasse stehen. Doch geht es bei Lola durchaus härter zur Sache. Und dabei ist Lola nicht irgendeine Frau im Drogenkartell, nein, sie ist die Capitana, die Chefin. Ihre Entscheidungen sind knallhart, auch wenn es um Familienangehörige geht.

Auf der anderen Seite ist Lola immer darum bemüht, dass es ihrer Familie, vor allem ihrer Adoptivtochter, ihren „Angestellten“ und ihrem gesamten Umfeld gut geht. Hier wird Lola als durchaus verletzlich, zweifelnd, gefühlvoll, bescheiden und mit viel Einfühlungsvermögen dargestellt, was im krassen Gegensatz zu ihrer Position als Geschäftsfrau steht.

Es ist für den Leser sehr packend zu erleben, wie die Protagonistin mit dem plötzlichen Aufkommen von Zweifeln an der Loyalität ihrer Geschäftspartnerin Andrea, die im wahren Leben eine angesehene Staatsanwältin ist, umgeht. Gleiches gilt für Verhaltensweisen, die ihre Tochter zeigt, nachdem diese mehrfach zusammen mit einer Freundin spielte. Die Zweifel von Lola an ihren Fähigkeiten als alleinerziehende Mutter sind durchaus nachvollziehbar.

In diesem Buch geht es nicht nur um den Thriller an sich, sondern ausgesprochen viel um starke Frauen. Lola als Latina und alleinerziehende Mutter ist außerhalb ihres Bezirks extrem Frauenfeindlichkeit und Rassismus ausgesetzt. Nun ist es aber nicht so, dass sie sich dessen nicht bewusst ist und dies daher auch oft ausnutzt. Nicht im Sinne von jemanden ausnutzen, sondern ist es eher so, dass Lola Stärke damit zeigen kann, dass sie die offensichtliche Schwäche für sich nutzen kann.
Eine weitere starke Frau ist Andrea, Lolas Geschäftspartnerin und Staatsanwältin. Deren Geschichte und ihr Weg zu ihrer jetzigen Position werden in diesem Buch sehr gut geschildert. Dazu gehörte extrem viel Kraft. Es ist durchaus nachvollziehbar, warum sie so ist, wie sie ist. Respekt für diese Person!

Inhaltlich muss ich sagen, dass ich es als großen Vorteil betrachte, das erste Buch „Lola“ gelesen zu haben. Ich denke, sonst hätten mich einige Entscheidungen von Lola stark irritiert. Nur so war für mich nachvollziehbar, warum Lola z.B. extrem auf gesundes Essen achtet, durchaus das Leben der Weißen als Privileg sowie erstrebenswert betrachtet und auf der anderen Seite, als Gefallen einen Mord in Auftrag gibt, ohne sich davon zu überzeugen, wer eigentlich der Auftraggeber ist. Das ist doch recht naiv. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das Buch ohne dieses Vorwissen so entspannt und interessiert gelesen hätte.

Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen. Einen kleinen Abzug muss ich dafür machen, dass meiner Meinung nach ohne Vorwissen aus dem Vorgängerbuch einige Aspekte durchaus zu hinterfragen sind. Letztlich hoffe ich auf ein Folgebuch, denn die Entscheidung der Protagonistin am Ende des Buches lässt dies sicher zu.