Mucho macho

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griseldis2000 Avatar

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Die „Capitana“ in South Central L.A. heißt Lola. Und sie macht ihren Job als Chefin einer Drogenbande so abgecheckt, wie eine Hausfrau, die den Wocheneinkauf erledigt, die Wäsche macht und den Kindern ein Pflaster aufs Knie klebt, wenn sie gefallen sind.
Nur dass der Einkauf aus harten Drogen besteht, die Wäsche bedeutet Geldwäsche, oder den ein oder anderen Mordauftrag und die Tochter ist in Wirklichkeit das Kind einer Junkiemutter, der Lola das Recht aufs Muttersein mit einem Tütchen Crack abgekauft hat.
La Capitana arbeitet hart, hat einen stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, ist loyal bis es nicht mehr auszuhalten ist, bei Betrug aber auch schonungslos brutal.
In Andrea, einer smarten, weißen Staatsanwältin findet sie eine ebenbürtige Geschäftspartnerin im Drogengeschäft. Alles läuft gut, bis die vermeintliche Komplizin Lola verrät.
Die abgebrühte Latina entdeckt, dass Weiß-Sein nicht unbedingt vor einer traumatischen Vergangenheit schützt und dass Blut durchaus nicht immer dicker als Wasser sein muss.
Der Schreibstil ist rasant. Die Wendungen manchmal fast zu verschlungen. Es geht um Rassismus, Vorurteile, Machismo, Mutterschaft, Politik, Traumatisierung und Gewalt. Das Buch liest sich durchaus gesellschaftskritisch. Lola bleibt nichts anderes übrig, als nach machistischen Regeln zu spielen. Ehre und Verantwortung sind ihr wichtiger als ihre eigenen Bedürfnisse.
So ist dieser Bandenchefin sogar auf ihre Art sympathisch und integer.
Zum Café einladen würde ich sie trotzdem nicht.
Ein lesenswerter Thriller, spannend, frisch, aber auch sehr grausam.