Spannende Idee, schwache Umsetzung

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romy_abroad Avatar

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Wer Lola auf der Straße trifft könnte meinen, sie ist eine ganz normale alleinerziehende Latina, denn sie arbeitet hart, kleidet sich unauffällig und hilft in ihrer Nachbarschaft aus, wo sie nur kann. Doch wer Lola kennt, weiß dass sie viel mehr ist als das: Als Chefin einer Gang hat sie ihre Soldaten ständig um sich, die ihr Leben und ihre Geschäfte beschützen sollen. Doch auch sie selbst schreckt nicht davor zurück, sich die Hände schmutzig zu machen und das Messer zu benutzen, das sie immer in der Tasche hat. Ihre Kleidung ist nicht nur unauffällig, sondern auch zweckmäßig, sodass sie jederzeit flüchten, kämpfen oder in einer Menge untertauchen kann. Und das Geld, mit dem sie regelmäßig ihren Nachbarn aushilft, wenn am Ende des Monats mal wieder zu viele Rechnungen unbezahlt bleiben, stammt aus dem Drogenhandel.

Lolas Erfolg hat auch damit zu tun, dass sie sich eine Verbündete auf der anderen Seite gesuch hat: Andrea, Staatsanwältin, ist selbst in illegale Machenschaften verwickelt und die perfekte Partnerin, um Lolas Geschäfte zu schützen und zu unterstützen. Gemeinsam erlangen die beiden Frauen immer mehr Macht, doch scheinbar ist Andrea nicht ganz ehrlich zu Lola - durch ein Täuschungsmanöver bringt sie Lola dazu, unbeabsichtigt einen Krieg zwischen den rivalisierenden Gangs anzuzetteln, der Lolas heile und hart erkämpfte Welt ins Schwanken bringen könnte.

Als ich dieses Buch angefangen habe, hatte ich recht hohe Erwartungen und habe mich auf eine spannende und unkonventionelle Story gefreut - meist sind es (leider) nach wie vor Männer, die als erfolgreich, knallhart und mächtig dargestellt werden. In diesem Punkt hat es der Roman geschafft, meine Erwartungen zu erfüllen: Sowohl Lola als auch Andrea werden als interessante Charaktere gezeichnet, die sich nichts gefallen lassen und den Respekt, der ihnen von anderen zusteht, einfordern. Leider wurde meine Hoffnung auf ein besonders spannendes Buch - einen Thriller, wie das Cover verspricht - nicht erfüllt. Ich konnte mich nicht wirklich in die Story einfinden, oftmals konnte ich Handlungsverläufe nicht nachvollziehen und hatte einen sehr fragmentierten Eindruck vom Geschehen. Ein richtiger Lesefluss ist bei mir nicht aufgekommen.

Im Nachhinein habe ich herausgefunden, dass es sich bei "Capitana" bereits um den zweiten Teil einer Serie handelt. Womöglich hätte die Story für mich mehr Dynamik entwickelt, wenn ich den ersten Teil bereits gekannt hätte, das kann ich aber leider nicht mit Sicherheit sagen.

Insgesamt hat mich "Capitana" von Melissa Scrivner Love also leider nicht begeistert, mein Leseerlebnisse war unterdurchschnittlich und ich hatte mir deutlich mehr erhofft.