Ein Manuskript mit Biss
Schon auf den ersten Seiten hatte mich die Leseprobe von "Carmilla" in Bann geschlagen. James Thomas Sheridan Le Fanu bedient sich des (damals vielleicht noch gar nicht ganz so) alten Kniffs des "gefundenen Manuskripts", um seine Geschichte einzuführen, was der Leser zwar sofort durchschaut, doch dem Buch bereits von Beginn an einen gewissen Charme gibt. Besagtes Manuskript wurde von einer jungen Frau verfasst, die mit ihrem Vater auf einem Schloss in der Steiermark wohnt - ein weit westlicherer Schauplatz als man es nach der Lektüre von "Dracula" und ähnlichem erwarten würde. In einem an Emily Brontës "Sturmhöhe" erinnernden Ton beginnt die Erzählung in der Kindheit der Heldin und, so scheint es, bereits hier, auf den ersten Seiten, wird auch schon die in Klappentext und Titel angekündigte Antagonistin eingeführt. Vom Stil her sehr irisch-englisch, deutlich flotter und unterhaltsamer als manche deutschsprachige Literatur derselben Zeit, macht die Leseprobe sofort Lust auf mehr und wirft vor allem viele Fragen auf: Wer ist die mysteriöse Frau? Und wie wird es mit der Heldin weitergehen? Ich habe angebissen und würde mich über ein Leseexemplar dieser schmucken neuen Ausgabe der Hobbit Presse sehr freuen!