Poetisch und ein bisschen tragisch

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mandel61118 Avatar

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Die Schwestern Elena und Sam leben mit ihrer todkranken Mutter in ärmlichen Verhältnissen auf einer Insel. Sie haben mies bezahlte Jobs, das Wasser steht ihnen bis zum Hals. Es gibt eine Hypothek auf das kleine Haus, Schulden beim Krankenhaus und Ärzten. Sam träumt während ihrer Schichten auf der Fähre, die von fordernden und respektlosen Touristen bevölkert ist, davon, nach dem Tod der Mutter mit Elena wegzugehen. Diese Träume halten sie aufrecht.
Die Schwestern sind sich innig zugetan, sie werden des Öfteren wie Schneeweißchen und Rosenrot im Märchen beschrieben.
Während Elena, die Ältere, verantwortungsbewusst ist und alles regelt, lässt Sam sich treiben, ist ziellos und ihren Mitmenschen gegenüber oft abweisend.
Ein Bär, der in die Gegend kommt, verändert alles und verschiebt das Familiengefüge mehr und mehr. Während Elena sich auf geheimnisvolle Weise zu dem Tier, das immer wieder auftaucht, hingezogen fühlt, spürt Sam, wie ihre Schwester ihr entgleitet. Ihrer beider Leben entwickelt sich plötzlich nicht mehr so, wie sie es sich vorgestellt hat. Um ihre Schwester zurückzubekommen, muss sie den Eindringling loswerden ...

Die Sprache des Buches ist leise, poetisch, eindringlich, das Tempo gemächlich. Beim Lesen kann man jeden Satz genießen. Die Atmosphäre auf der Insel und im Wald wird so anschaulich geschildert, dass man das Gefühl hat, direkt dabei zu sein. Obwohl Sam eine spröde Person ist, die alles und jeden zurückweist, kann man sie in ihrer Verletzlichkeit verstehen. Die Bezüge zum Märchenhaften machen aus dem Buch etwas ganz Besonderes.
Das Buch nimmt tragische Wendungen, die einen im ersten Moment schockieren, sie stellen jedoch logische Konsequenzen des Plots dar.
Ein wunderschönes, leises Buch, das berührt und noch lange im Gedächtnis bleibt.