Zwei Schwestern und ein Bär

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magdas_buecherwelt Avatar

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Cascadia ist mein erstes Buch der Autorin. Der Originaltitel „Bear“ weist bereits daraufhin hin, dass ein Bär im Mittelpunkt der Geschichte steht.
Sam (28) und Elena (30) leben seit ihrer Geburt mit ihrer alleinerziehenden Mutter auf der San Juan Island. Die Mutter ist schwer krank und wird von ihren Töchtern gepflegt. Nur wegen ihr bleiben die beiden in dem kleinen, ärmlichen Häuschen auf der Insel, ihr Traum ist es, woanders ein neues Leben anzufangen.
Sam arbeitet auf der Fähre im Bistro und Elena im Golfclub. Während der Pandemie hatte nur Elena Geld verdienen können. Die medizinische Behandlung und die Medikamente für die Mutter verschlingen unheimlich viel Geld.
Eines Tages entdecken sie vor ihrem Haus einen Bären. Kurz davor hatte Sam gesehen, wie er an der Fähre entlang zur Insel geschwommen ist. Die beiden Schwestern reagieren völlig unterschiedlich – Sam bekommt Panik und ängstigt sich zu Tode, während Elena von dem wilden Tier fasziniert ist und seine Nähe sucht.
S. 107: „Sie hatte die ganze Woche daran gedacht, wie es gewesen war, ihm im Wald zu begegnen. Sein massiger Körper zwischen den Bäumen. Sein Blick. Sie hatte jeden Blutstropfen im Körper gespürt, als er sie ansah. … Sie hatte sich lebendig gefühlt – als wären der Bär und sie die einzigen Lebewesen auf der Welt.“
Sam setzt sich mit der Washingtoner Jagd- und Fischereibehörde in Verbindung und lässt sich über das richtige Verhalten im Umgang mit Bären beraten. Elena hingegen sucht nach dem Bären und lockt ihn mit Nahrungsmitteln an.
In Madeline von der Jagdbehörde und ihrem Nachbarn Danny findet Sam Verbündete in ihrem Vorgehen gegen den Bären.
Der Bär löst die erste heftige Auseinandersetzung zwischen den Schwestern in ihrem bis dahin sehr harmonischen Zusammenleben aus. Elena war für Sam immer ein Vorbild und bisher hatte Sam immer alles so gemacht, wie Elena es wollte.
Die Darstellung der konträren Verhaltensweisen der beiden Schwestern gegenüber dem Bären fand ich faszinierend. Unfassbar, welche Lawine der Bär mit seinem Auftauchen ausgelöst hatte. Geheimnisse kamen ans Licht, die dazu führten, dass Sams Träume, genauso wie die innige schwesterliche Beziehung, zerplatzt sind.
Das Ende hat mich sehr überrascht, damit habe ich nicht gerechnet. Den Schreibstil der Autorin mochte ich sehr. Aufgrund der im Buch vorherrschenden deprimierenden Atmosphäre ziehe ich einen Stern ab. Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, und ich empfehle es gern weiter.