Guter Anfang, enttäuschender Rest

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aoibheann Avatar

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Wenn ich die überwiegend positiven Rezensionen zu dem Buch lese, komme ich mit ein „Verräter“ vor. Denn mich hat das Buch ganz und gar nicht begeistern können. Im Gegenteil, ich war sogar ziemlich enttäuscht über den weiteren Verlauf der Geschichte, denn der Anfang war für mich sehr vielversprechend.

Die Einleitung, die Erklärung zur Geschichte, war für mich sehr gelungen. Ich fühlte mich stellenweise ein wenig an Gena Showalter erinnert. Sehr schön geschrieben, ich hatte das Gefühl gut gerüstet für die eigentliche Geschichte zu sein.
Die ersten Kapitel lasen sich fast schon von selbst, das schmökern hat mir großen Spaß gemacht und ich war gespannt auf den weiteren Verlauf der Geschichte.

Aber ungefähr etwa ab der Hälfte des Buches (zumindest zeigte mein Reader eine Zahl über 50 % an ) habe ich mich begonnen zu fragen, in welche Richtung die Geschichte sich nun eigentlich entwickeln soll. Die Beziehung zwischen Castor und Renaldo bewegte sich zu diesem Zeitpunkt weder vor noch zurück und meine Begeisterung bekam einen ersten Knacks weg. Warum? Weil quasi nichts relevantes passierte, außer, dass Renaldo seinen aufmüpfigen Sklaven doch endlich herumkriegt und ihn in sein Bett locken kann.

Castos Flucht stellte eine Art Wendepunkt dar und ich war ziemlich enttäuscht, dass sich prinzipiell nicht viel geändert hatte. Außer, dass Casto so langsam dämmert, dass er Renaldo doch tiefere Gefühle entgegenbringt.

Auf seiner Suche nach Informationen über Renaldo landet Casto in der Bibliothek des Tals. Hier erfährt er die Geschichten zu einigen weiteren Kriegern des Clans, Hulda und den Wüstenbrüdern. Aber auch nach dieser Episode plätschert die Geschichte weiter vor sich hin.

Was mich genau gestört hat:

- Gab es einen Plot? Ich habe ihn nicht gefunden. Das Rudel zieht aus um zu plündern, kehrt ins Tal zurück und zieht wieder aus zu plündern.

- Faktisch passiert so gut wie nichts. Die Protagonisten schlafen miteinander, sie streiten sich. Mehr eigentlich nicht.

- Die Szenen wiederholen sich gefühlt sehr häufig, z.B. wenn Casto mal wieder einen seinen „bockigen Momente“ hat und sich gegen Renaldo auflehnt. Er wiederholt die immer gleichen Sätze. Und er benimmt sich für mich jedenfalls auch nicht sonderlich sympathisch.

- Die Sprache ist angelehnt an das Mittelalter. Wenn also Renaldo seine Leistung im Bett als „Performance“ bezeichnet, passt das absolut nicht ins Bild und stört meinen Lesespaß.

Und dann – hört das Buch mittendrin auf. Mehrfache Andeutungen über Casto und Lys, wer sie sind, was sie sind, wo sie herkommen – und dann gibt es für den Leser nicht einmal mehr weiterführende Hinweise.

Ich kann nachvollziehen, dass es ein schwieriger Balanceakt beim Auftakt einer Reihe ist, zu entscheiden, wie viel man preisgibt um den Leser bei der Stange zu halten.

Trotzdem: nach dem guten Start war ich von der Fortsetzung ziemlich enttäuscht und vergebe allerhöchstens 2 Sterne.