gelungene Fortsetzung

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Von

„Wir sind zwei Gefangene, die dem Gefängnis entkommen sind, doch etwas von sich zurücklassen mussten, um den Sprung in die Freiheit schaffen zu können.“
(Hadrian in Catching up with the carters 2)

Worum geht’s?

Die ganze Welt hat Hadrian in der TV-Show »Catching up with the Carters« aufwachsen sehen. Um die Einschaltquoten in die Höhe zu treiben, tut seine Mutter alles. Was sie nun von ihm verlangt, ist aber zu viel. Hadrian droht daran zu zerbrechen. Er will ein selbstbestimmtes Leben führen. Der einzige Ausweg für ihn: unterzutauchen. Doch die Journalistin Alice heftet sich an seine Fersen. Als Hadrian ihr Textnachrichten schreibt, verändert sich das Katz-und-Maus-Spiel. Mit jedem Wort, jedem Gedanken, den Hadrian mit ihr teilt, spürt er immer mehr ein besonderes Band zwischen ihnen – und lässt sie tief in seine Seele schauen. Bei ihr fühlt er sich frei. Kann er Alice vertrauen, oder wird sie seine Gefühle für eine Story verkaufen?

Catching up with the carters – In your words ist Band 2 der gleichnamigen Reihe. Das Buch ist grundsätzlich in sich geschlossen, Vorkenntnisse sind nicht zwingend notwendig. Es werden jedoch Inhalte aus Band 1 gespoilert.

Inhaltliche Hinweise

Die Geschichte wird durch Alice und Hadrian in der Ich-Perspektive erzählt. Das Buch beinhaltet sexuellen Content.

Meine Meinung

Willkommen zurück bei den Carters – oder eher der Katastrophe, die einige Carters ihr Leben nennen müssen. Nachdem mich Band 1 schon ziemlich begeistern konnte, war absolut klar, dass auch Band 2 einzieht. Etwas skeptisch war ich, weil ich mich gefragt habe, ob es quasi eine Neuauflage zu Band 1 wird, wo ein Cartermitglied geht und alles aus dem Ruder läuft. Ja, ein bisschen ist es so, aber das Buch hat eine ganz eigene Daseinsberechtigung!

Während Band 1 sehr stark den Fokus auf Behind the Scenes und The truth of reality TV gelegt hat, geht Band 2 diesen Weg eben gerade nicht. Ganz im Gegenteil spielt die Sendung und das Leben vor der Kamera hier eigentlich kaum eine Rolle. Es geht dieses Mal eher um das Leben, wenn die Kamers aus sind: Das Leben als Person von öffentlichem Interesse und die Macht der öffentlichen Meinungsbildung, insbesondere durch Social Media. Allein das fand ich schon toll, dass so gesehen ein anderer Aspekt der Reality-TV-Thematik beleuchtet wird. Während Band 1 auch etwas übertrieben und energiegeladen war, fährt Band 2 etwas runter und spielt eben abseits der Kamera auf einer Art Road Trip. Zwar glänzt hier Charakter Hadrian, der sich abseits der Kamera lieber Adrian nennt, mit sarkastischen Kommentaren und jede Menge Selbstironie, vor allem aber mit tiefen Einblicken darein, wie es ist, das Gefühl zu haben, eigentlich nichts wert zu sein und nur eine Rolle zu spielen, die jemand ihm aufgezwungen hat. Adrian verschwindet, ohne jemandem Bescheid zu sagen, legt ein kleines Umstyling hin – und sorgt für riesige Aufmerksamkeit: Denn jeder fragt sich, ob Hadrian Carter ist und wieso er weg ist.

Das fragt sich notgedrungen auch Alice. Alice lebt abseits vom ganzen Ruhm, hat aber täglich damit zu tun. Sie arbeitet als Reporterin bei einer Klatschseite, deren Hauptaufgabe es ist, reißerische Storys über Promis zu schreiben, ob sie stimmen oder nicht. Alice hingegen hat hieran keine Freude, sieht den Job aber als Sprungbrett. Eines Tages drängt ihr Chef sie dazu, Hadrian ausfindig zu machen und herauszufinden, wieso er abgehauen ist, sonst wird sie gekündigt. Also begibt sich Alice auf eine abenteuerliche Reise… und nimmt Social Media über den Hashtag „Catch Hadrian Carter“ mit.

Im Tempo nicht ganz so rasant wie Band 1 ist die große Stärke von Band 2 die Tiefe des Buches. Alice kommt ihrer Tätigkeit widerwillig nach, tut es aber trotzdem, weil sie so sehr darauf hofft, so das Sprungbrett zu den richtigen Magazinen zu haben. Adrian befasst sich ausführlich mit Alice und merkt zunehmend, dass sie gar nicht die „Alice Golddigger“ ist, für die er sie hält. Und interessant wird es auch, als Adrian verdeckt Kontakt zu ihr aufnimmt und in intensiven, ehrlichen Gesprächen beide darüber reden, wie verkorkst Promiseiten und Social Media doch teilweise ist. Alice zeigt, dass sie eine gute Reporterin sein kann, findet Hinweise und verfolgt Spuren. Es entsteht ein kleines Katz-und-Maus-Spiel. Früher oder später treffen beide aufeinander, wenn auch ehrlich gesagt durch sehr konstruierten Zufall. Von da an bewegen sich beide zusammen und gewähre sich einmalige Einblicke in das Leben des jeweils anderen. Doch es ist kompliziert, denn Alice muss ja eigentlich einen Artikel schreiben und sie weiß, ihr Chef will das nicht hören, was sie über den wahren Hadrian Carter zu sagen hat. Willkommen im moralischen Dilemma, von dem klar ist, dass es das Hauptproblem sein wird. Immer wieder ist es Thema, dass Adrian unsicher ist, was er teilen kann, aber Alice eigentlich alles sagen will, weil er ihr vertraut. Alice hingegen baut Beziehungen und Freundschaften auf, die ihr zwar viele Infos bringen, die sie aber um keinen Preis verraten will. Es ist eine bunte Mischung aus befreiendem Roadtrip, tiefen Einsichten in das Leben als öffentliche Person und das Leben hinter verschlossenen Türen, was Stars Freiheiten gibt. Viele Thematiken, wie bewusste Inszenierung von Fakegeschichten, die zerstörerische Macht der öffentlichen Beurteilung und auch die rasante Dynamik von Onlinegruppen – sei es Shitstorms oder Unterstützung bei der Suche – sind super ausgearbeitet und führen sicher das ein oder andere Mal zum Nachdenken.

Natürlich gibt es die unvermeidliche Lovestory zwischen Adrian und Alice, die für mich nicht zwingend notwendig war. Beide hätten wunderbar als Freunde funktioniert, vor allem auch, weil ich nie gemerkt habe, dass es wirklich knistert und funkt zwischen den beiden. Es ist jedenfalls klar gewesen, worauf die Geschichte hinauslaufen wird, was auch vollkommen in Ordnung ist, für mich aber nicht der beste Aspekt war. Das moralische Dilemma von Alice hat es mir wahnsinnig schwer gemacht. Einmal, weil ich Alice von Anfang an distanziert und wenig greifbar fand, ihre Beweggrunde trotz Erklärung ihres Hintergrunds ehrlich gesagt mehr als wackelig waren und entsprechend auch der Höhepunkt vorhersehbar war, inklusive Twist. Gleichzeitig aber auch, weil die Lösung des Ganzen dann irgendwie ein bisschen lieblos und für mich zu perfekt war, zugleich aber auch die Thematik der Online-Dynamik wieder aufgreift. Für mich hätten Alice und Adrian jedenfalls auch als Freunde vollkommen gereicht.

Mein Fazit

Catching up with the carters – In your words ist eine starke und gelungene Fortsetzung der Reihe, wenn dieses Mal auch etwas ruhiger und mit einem anderen Aspekt: Die Sensationslust der Leute und die Folgen hiervon. Die Einblicke waren dieses Mal daher weniger vielseitig, aber nicht weniger erschreckend. Adrian konnte mich von Anfang an begeistern, mit Alice (und ihren Entscheidungen) hatte ich so manche Probleme. Die Liebesgeschichte fand ich ehrlich gesagt eher mau, aber einfach Adrians Geschichte und Entwicklung hat das Buch wunderbar lesenswert gemacht. Tolles Buch für Zwischendurch und einfach auch mal was anderes.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]