Celeste bedeutet Himmelblau

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mia-w Avatar

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Aha. Mal wieder so ein Krimi mit Lokalkolorit - nach den Krimireihen aus der Eifel, dem Allgäu und dem bayerischen Wald wird nun also auch im beschaulichen Odenwald ermittelt. So zumindest wollten es einen die ersten Seiten des Buches glauben machen. Danach stellt sich schnell heraus, dass die Autorin anderes im Sinn hat als einen betulichen Pfarrer-erschlägt-Nonne-Plot vor wild-romantischer Kulisse: Im verschlafenen Odenwald wird ein Bauer tot auf seinem Feld gefunden. Was zunächst wie ein Unfall aussieht, entpuppt sich schnell als Mord - und mittendrin ermittelt auf eigene Faust Kommissar Liebknecht. Der ist nicht "von hier", neu im Dorf und macht sich mit seinen eigenwilligen Ermittlungsmethoden auch schnell unbeliebt. Mit seinen Ermittlungen auf eigene Faust stößt er allerdings mitten hinein in ein Wespennest aus religiöser Verblendung, Menschenverachtung und anderen Abgründen des menschlichen Daseins. Und so erhält der Krimi recht schnell eine unerwartete Richtung, die nicht so recht zu Dorfidylle und einem versehentlichen Mord in bester Gesellschaft passen mag.

Doch wie so oft - nach der ersten Überraschung folgt auch gleich die Ernüchterung. Denn eine gute Grundidee macht noch lange kein gutes Buch und so habe ich mich über weiter Strecken von Celeste bedeutet Himmelblau gelangweilt. Auch wenn sich der Inhalt von der betulichen Umgebung entfernt, können Sprachstil und Handlungskohärenz leider oft nicht mithalten und so bleiben nicht nur viele Fragen offen und lose Fäden in der Luft hängen - auch die Schreibe von Frau Pons tut ihr übriges, dieses Buch nicht uneingeschränkt weiterempfehlen zu können. Was schade ist, denn die Grundidee des Buches hat mir gefallen. Auch hat die Autorin ein Gespür für die kleinen Szenen und Momente, die in anderen Krimis oft vernachlässigt werden, meistens aus dem Gefühl heraus, dass es die großen Handlungen sind, die das Buch weiterbringen. Dennoch fiel der Schreibstil deutlich ab im Vergleich zu Handlung und Ideenreichtum.

Trotzdem habe ich mich insgesamt gut unterhalten gefühlt und wurde bei diesem Buch auch intellektuell ein wenig gefordert - dafür gibt es gerne drei Sterne und eine Leseempfehlung für alle nicht so kritischen Krimifreunde dieser Welt.