Himmelblau

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bücherkarin Avatar

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Der junge Polizist Frank Liebknecht, dem im Dienst eine Schussverletzung zugefügt wurde, hat der Großstadt den Rücken gekehrt. Nun ist er seit 3 Monaten in der Gemeinde Vielbrunn im Odenwald und wird in einigen Monaten den dortigen Polizeiposten als Beamter des Bezirkes besetzen, wenn seine jetzige Chefin Brunhilde Schreiner in Pension geht. Da wird im Borntal auf einem Feld die schon halb verweste Leiche des Bauern Theo Brettschneider gefunden. Die hinzugezogene Ermittlungsgruppe der Erbacher Kripo will die Sache schnell als Unfall abtun, zumal Brettschneider sehr zurückgezogen lebte und niemand ihn vermißt. Aber die Leiche hatte im Bauchraum eine tiefe Stichverletzung und im düsteren Haus von Brettschneider, das Frank Liebknecht gemeinsam mit Brunhilde aufsucht, fallen ihm einige Ungereimtheiten auf. Vergeblich versucht Frank, die Erbacher Kollegen darauf aufmerksam zu machen. Die Dorfbewohner halten sich sehr bedeckt mit Auskünften über die Familie Brettschneider, von denen die beiden Alten mittlerweile verstorben sind und die junge Frau bereits vor 10 Jahren spurlos verschwand, es kist von einem Fluch und von Hexerei die Rede. Auch seine Chefin Brunhilde, die Frank und seine Spürnase sehr schätzt, rät ihm, diesen Fall den Erbachern zu überlassen. Aber die Sache läßt Frank nicht ruhen und er stellt auf eigene Faust Untersuchungen im mittlerweile versiegelten Brettschneider-Haus an und macht einige interessante Entdeckungen, die ihn zu weiteren Ermittlungen antreiben. Unerwartete Hilfe erhält er dabei von Karl Hofmeister, einen im Ort ansässigen älteren Künstler. Von Karl, der wie die Familie Brettschneider 1984 ins Dorf gekommen ist, erfährt er einige interessante Details über die Familie u.a., dass sie der Sekte der Mattthäaner angehörten. Es erstaunt ihn, dass Karl von der alten Johanna Brettschneider mit wahrer Hochachtung spricht, während sie von Brunhilde und anderen Dorfbewohnern als die schlimmste und fanatischste der Familie geschildert wird. Aber nun hat Frank eine konkrete Richtung, in die er seine Nachforschungen vorantreibt und auch eine Verbindung zwischen den Matthäanern und der berüchtigten Colonia Dignidad erkennt. Da dies nicht nur den Interessen der Sekte sondern auch anderer z.T. hochrangiger Personen aus Politik und Wirtschaft widerspricht, ist sehr bald auch Franks Leben in Gefahr, Es fällt ihm auch zunehmend schwerer, zu erkennen, auf wen er sich tatsächlich verlassen kann, und was nur falsche Freundschaft ist. Ein Roman, der in erster Linie der Unterhaltung dient und dieser Aufgabe auch voll gerecht wird, uns andererseits aber deutlich aufzeigt, das das Leben eben nicht nur aus Spass und Unterhaltung besteht, sondern welche Abgründe und welcher Sumpf dahinterstecken kann und somit sehr zum Nachdenken anregt und den Anstoß gibt, sich auch mal mit den Hintergründen zu beschäftigen, wozu das freundlicherweise angefügte Quellenverzeichnis eine Hilfestellung ist. Brigitte Pons weist in ihrem Nachwort nochmals darauf hin, dass es sich um eine fiktive Handlung und erdachte Personen handelt. Der historische und politische Hintergrund aber Tatsache sind, so z.B. die Existenz der Colonia Dignidad oder auch die Tätigkeit eines Sektenaussteigerzentrums. Es drängen sich Parallelen zu aktuellen Ereignissen förmlich auf - welche wirtschaftlichen Interessen, politische Machenschaften, diplomatische Verwicklungen, welcher Sumpf steckt tatsächlich hinter aktuellen Ereignissen, die dem "Normalbürger" als politisch völlig korrekt dargestellt werden? Zusammenfassend möchte ich sagen, das Buch beginnt trotz eines Leichenfundes eher beschaulich, nimmt dann aber immer mehr an Fahrt auf und hatte mich dann so gepackt, dass ich letztendlich die ganze Nacht durchgelesen habe - dafür die volle Punktzahl!!