Ein etwas anderer Busausflug: temporeich, schräg und ziemlich witzig

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gluexklaus Avatar

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Alles ist anders an diesem seltsamen Morgen: Freddie, der Hausmeister des Dreistein-Internats rast in affenartigem Tempo in einem alten gelben Bus über das Schulgelände, um Klopapierrollen an die Schüler zu verteilen. Nur mit großer Anstrengung schafft es Will, in den Bus einzusteigen, um den ungewöhnlichen neuen Fahrservice in Anspruch zu nehmen. Auch sein heimlicher Schwarm Maisie, sein guter Freund Luke und der versnobte Schnösel Frank sitzen in dem seltsamen Gefährt als etwas Unglaubliches passiert. Der Bus, Charlie, hebt ab und katapultiert die vier Kinder in ein atemberaubendes Abenteuer.

Autorin Irene Zimmermann schreibt kindgemäß, klar und witzig als allwissende Erzählerin. Zum Vorlesen eignet sich die Geschichte für Kinder ab sechs Jahren, selbstständig lesen können das Buch vermutlich Achtjährige. Das Abenteuer dürfte sowohl Jungen als auch Mädchen gleichermaßen ansprechen. Tine Schulz hat dazu lustige, passende Bilder in schwarz-weiß-gelb gezeichnet. Durch die ungewöhnliche Farbwahl sind die Illustrationen definitiv ein Hingucker.

Alle handelnden Personen werden sehr treffend auf der Umschlaginnenseite mit Bildern und Stichpunkten vorgestellt. Da ist Will, dessen Eltern vor Jahren spurlos verschwanden, der zwar ganz schön schlau ist, aber trotzdem nicht so wirklich vor Selbstbewusstsein strotzt. Dann Luke, sein guter Freund, der unermüdlich Mundharmonika spielt und oftmals wirkt, als sei er nicht von dieser Welt. Trotzdem kann man sich auf ihn verlassen. Was er verspricht, das hält er. Für die Dritte im Bunde, Maisie, hegt Will eine heimliche Vorliebe. Sie ist klug, sehr bestimmt und einfach bewundernswert toll, findet Will. Von Frank ist Will dagegen weniger angetan, Franks Eltern sind sehr reich, was der öfter raushängen lässt. Er ist nicht unbedingt der ultimative Schnellchecker, dafür hat er einen Schlag bei den Mädchen.
Alle überstrahlt natürlich die Hauptfigur Charlie, ein verbeulter Bus, der nicht nur fliegen, sondern auch sprechen kann. Und wenn er damit erstmal angefangen hat, ist er nicht mehr zu stoppen, was sich als extrem anstrengend für die Nerven erweisen kann. Die Figuren wachsen im Laufe der Geschichte zusammen und aus Unverständnis und Antipathie entwickeln sich Freundschaften. Vielfältige, spezielle, sehr unterschiedliche Charaktere machen diese gelungene Figurenzusammenstellung aus.

Warum spricht Charlie? Wo fliegt er mit seinen Passagieren hin? Was hat er vor? Werden die Schüler Charlie helfen können, sein Problem zu lösen?
Eine unheimlich spannende, actiongeladene, temporeiche Geschichte, originell, phantasievoll, ungewöhnlich und herrlich überdreht, manchmal allerdings ein bisschen zu überdreht. Wann begegnet man im echten Leben schon fliegenden Busen mit Sprechdurchfall, kriminellen Reptilien oder jodelnden Raubtieren? Vom fulminanten Beginn bis zum ein wenig offenen Ende, ein fesselnder Spaß. Wir hätten nichts gegen ein Fortsetzung, denn nicht all unsere Fragen wurden am Ende erschöpfend beantwortet.
Ein phantastisch schräges Leseabenteuer für alle, die es gefährlich und humorvoll lieben.