Rührend und doch unbefriedigend

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hannah.ramone Avatar

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Die Charaktere im Buch waren absolut rührend. Ich hätte mit jedem einzelnen von ihnen gerne ein eigenes Buch verbracht (außer vielleicht mit Aniko). Die tragischen Schicksale, die sanften Gedanken, waren einfach überwältigend. Adam, der Maler, der eigentlich Philosoph und Linguist ist, war mir der Liebste. Die Art und Weise, wie Anna Silber diese ganz verschiedenen Menschen gezeichnet hat, waren umwerfen. Auch die Sprache, für mich war das ein absolut gelungener Debutroman, über den ich noch lange nachdenken werde.

Denn das ist so ein bisschen meine Kritik: all die losen Fäden, die unterschiedlich begonnen hatten, wurden nach und nach zusammengeführt, aber am Ende leider nicht aufgelöst. Das offene Ende hat mir einen Stich versetzt: ja, man hat die Charaktere nur einen Augenblick lang begleitet, durfte kurz in ihre verworrenen Leben sehen, das war schön, aber ich hätte gerne erlebt, wie es sich klärt. Was passiert mit Adam, der sanften Seele? Findet Esra jemals Ruhe? Kann Katja sich von der Vergangenheit lösen? All das hätte ich so gerne gewusst, um diese Charaktere loszulassen. So fühlt es sich mehr so an, als wären sie mir entrissen worden. Ich bin unsicher, warum literarische Fiktion so gerne an kurzen Büchern festhält und warum das Ende artsy offen sein muss. Ich glaube, ich bevorzuge abgeschlossene Enden in Romanen und dieser hat mich etwas traurig und etwas unbefriedigt hinterlassen. Aber nicht genug, um einen Punkt abzuziehen, dazu war ich zu begeistert.