Vermag nicht ganz zu überzeugen

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Der Roman „Chopinhof-Blues“ widmet sich Themen wie Familie, Beziehungen, Trauma und der Bewältigung von Vergangenem. Er teilt sich in drei Handlungsstränge auf. Da ist zunächst das Geschwisterpaar Katja und Tilo, die in einem Heim aufgewachsen sind, weil sie von ihrer Mutter vernachlässigt wurden. Adam und Aniko sind ein Paar, das aus Ungarn nach Wien eingewandert ist und deren Beziehung von Konflikten gekennzeichnet ist. Schließlich folgt der Leser Esra, einer Journalistin, die in Krisengebiete reist und auf ihrer letzten Reise nach Honduras Gewalt erfahren hat. Zum Ende des Romans werden diese Figuren zusammengeführt.

Der Roman wirkt an einigen Stellen etwas konstruiert und erlaubt es dem Leser dann nicht, in das Erzählte einzutauchen. Manchmal wirken Konflikte zwischen den Figuren nur schwer nachvollziehbar und auch ihre Ecken und Kanten scheinen nicht immer authentisch. Diese Unglaubwürdigkeit tritt im Roman leider öfters in den Vordergrund und äußert sich auf sprachlicher Ebene besonders in Dialogen, in denen die Charaktere sich in jedem zweiten Satz mit ihren Namen ansprechen, was die Dialoge holprig werden lässt. Bis zum Ende der Geschichte bleibt aus diesen Gründen daher eine Distanz zum Erzählten und zu den Figuren.

Dabei ist „Chopinhof-Blues“ kein schlechter Roman, denn alleine die Idee, unterschiedliche Menschen mit ihren ganz eigenen Schicksalen und Erfahrungen zueinander finden zu lassen, vermag zu überzeugen. Aber es bedarf einer Konzentration auf einen Kern, damit sich das Erzählte nicht verliert.